Die Bischöfe in Deutschland erinnern an den brutalen Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel vor einem Jahr. Und hoffen zugleich auf eine Waffenruhe.
Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat einen Waffenstillstand im Gazakrieg gefordert. “Auch wenn ein Ende des Krieges noch lange keinen Frieden bedeutet, ist es das Gebot der Stunde, die Waffen niederzulegen und Deeskalation, Verhandlung und Dialog Raum zu geben. Andernfalls geht das Blutbad immer weiter, und die Spirale der Gewalt dreht sich noch schneller”, sagte der Vorsitzende der bischöflichen Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, der Paderborner Erzbischof Udo Bentz, laut Redemanuskript am Mittwoch in Fulda.
“So sehr ich davon überzeugt bin, dass das Eintreten für die Sicherheit Israels auch den Palästinensern dient, so sehr bin ich auch davon überzeugt, dass umgekehrt das Eintreten für die Rechte der Palästinenser der Sicherheit Israels dient”, sagte Bentz. Die katholische Kirche verstehe sich als Anwältin der Würde von Israelis wie Palästinensern.
Eindringlich kritisierte der Erzbischof die humanitäre Lage im Gazastreifen. Dort hungerten Hunderttausende Menschen, mehr als 85 Prozent der Bevölkerung seien auf der Flucht. “Die Bedingungen sind katastrophal. Es fehlt vor allem an Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten.”
Bentz appelliert an die Bürger in Deutschland, mit Spendengeldern die schwierige Arbeit der Hilfsorganisationen in Gaza weiter zu unterstützen. Kirchliche Organisationen wie Caritas international und Malteser blieben aktiv, erhielten derzeit aber nur wenige Spendenmittel.
Der Vorsitzende der bischöflichen Kommission Weltkirche, der Augsburger Bischof Bertram Meier, erinnerte an die Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober. “Die Terrororganisation Hamas hat mehr als 1.200 israelische Zivilisten, die meisten von ihnen Jüdinnen und Juden, brutal ermordet.”
Zugleich kritisierte Meier auch die israelische Regierung: Die von den deutschen Bischöfen immer wieder geforderte Verhältnismäßigkeit der militärischen Gegenreaktion Israels auf die Hamas-Verbrechen sei “angesichts der unzähligen Opfer und der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen” nicht mehr gegeben.
“Dabei wird der Krieg im Gazastreifen nicht nur auf Kosten der palästinensischen Zivilbevölkerung geführt, viele sehen in ihm auch eine Gefährdung der noch verbliebenen israelischen Geiseln, um deren Schicksal die Angehörigen bangen”, sagte Meier.
Er warnte vor einer Ausweitung der Gewalt und des Krieges. “Mit den jüngsten Angriffen der israelischen Armee auf Stellungen der Hisbollah im Libanon ist die Gefahr einer weiteren Eskalation des Krieges größer denn je.” Im Blick auf das Leid im Gazastreifen, im Westjordanland und im Libanon wirke der christliche Ausdruck “Heiliges Land” als Hinweis auf das Handeln Gottes in dieser Region “nahezu zynisch”.