Nicht resignieren und den Zynismus gewinnen lassen, so der Wunsch des Münchner Kardinals Reinhard Marx. Stattdessen positiv anerkennen, was die Menschen in Deutschland schon alles geleistet haben.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist davon überzeugt, dass es in der Welt mehr Friedensboten als Kriegstreiber und mehr Mitmenschlichkeit als Hass gibt. In einem Radiobeitrag für den Bayerischen Rundfunk (BR) fordert er die politisch Verantwortlichen und die Menschen in Deutschland auf, das Gute zu stärken. Zugleich gelte es, eine Ordnung zu schaffen, in der kein Platz sei für Hass, Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus. Der Beitrag von Marx wird am Sonntag um 7.25 Uhr auf Bayern 2 Radio gesendet.
Der Erzbischof von München und Freising erinnert auch daran, wie viel in Deutschland seit der Flüchtlingskrise 2015 geschafft worden sei. “Das ist ein hohes Gut in diesen Zeiten, in denen das Sicherheitsgefühl vieler Menschen beeinträchtigt ist: durch den Krieg gegen die Ukraine und die Lage in Israel und Palästina, durch eine diffuse weltweite Sicherheitslage, durch Angriffe gegen die Menschenwürde in Worten oder Taten, durch Antisemitismus und Rassismus.”
Unglaublich viele Menschen hätten sich seither in Vereinen, Gruppen und in den Kirchen engagiert, so der Kardinal. “Das ist ein starker Einsatz, geprägt von Solidarität und Menschlichkeit, vom Streben nach Frieden und Menschenwürde.”
Seit Generationen hätten die Menschen in Deutschland viel getan, “damit wir ein starkes, offenes, solidarisches Gemeinwesen sein können”, sagt Marx. Das könne niemand allein schaffen, das gelinge nur gemeinsam mit allen, die hier lebten. Diese tief verwurzelte demokratische Haltung könnten auch Populisten und Nationalisten nicht zerstören, betont der Kardinal.
“Natürlich haben wir in den letzten zehn Jahren auch gemerkt, was nicht gut läuft und was wir verbessern müssen”, räumt der Kardinal ein. Das ändere aber nichts an der grundsätzlichen Haltung und Offenheit. “Es bleibt ein gemeinsamer gesellschaftlicher Lernweg.”