“Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen”, lautet das zweite der Zehn Gebote. Genau dies geschieht aber derzeit etwa in den USA. Der Münchner Kardinal Marx sieht die Entwicklung kritisch.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat es als Blasphemie bezeichnet, wenn Gott politisch vereinnahmt wird. Laut den Zehn Geboten dürfe der Name Gottes nicht missbraucht werden, nicht für die eigenen Zwecke, nicht für eine politische Partei, nicht für eine Ideologie oder kulturelle Identität, sagte Marx in einem Interview des Bayerischen Rundfunks (BR). In allen Religionen gebe es die Tendenz, Gott zu missbrauchen für die eigenen Belange, erklärte Marx: “Manche Religion oder manche Religionsführer befördern das. Sie werden nicht nur instrumentalisiert, sie machen mit. Das halte ich für eine ganz schlimme Sache.”
Er hätte nie erwartet, dass Religion heutzutage wieder eine solche Instrumentalisierung durch die Politik erfahre, erklärte der Kardinal. Dies gelte gerade für die USA, wo die Trennung von Religion und Politik eigentlich verfassungsmäßig vorgegeben sei. Auf einmal sei da nun wieder die Vermischung. Das treffe aber auch für Russland zu, wenn der Patriarch dort einen “heiligen Krieg” gegen den dekadenten Westen ausrufe.
Für die Zukunft, auch der Religion, sei eine solche Vereinnahmung gefährlich, warnte Marx. Denn in einigen Jahren würde manche Leute die Religion vielleicht in einen Topf werfen und sagen, “die Religionen sind eben die, die einfach nur mitschwimmen, wenn da gerade mal einer mächtig wird und wenn einer seine Ideologie noch mal antreiben will”.
Ausschnitte aus dem Interview, in dem der Kardinal sich auch zu Migration und Sozialstaat äußert, sind in der Sendung “Stationen” im BR-Fernsehen am Mittwochabend um 19 Uhr zu sehen.