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Kardinal Marx: Bin Anhänger der romantischen Liebe

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat sich als „Anhänger der romantischen Liebe“ bezeichnet. Zur Sexualität gehörten Liebe, Hingabe, Verlässlichkeit und der Wunsch nach Treue, sagte der Kardinal am Dienstag im Münchner Presseclub. Die andere Person dürfe nicht für die eigenen Zwecke benutzt werden. Sexualität so zu leben, dass man von einem One-Night-Stand in den nächsten holpere – das sehe auch die Mehrheit der Bevölkerung als nicht richtig an, sagte Marx.

Es gebe durchaus Menschen, die nur mit einem anderen zusammen seien, bis sie jemand Besseres finden. Da müsse die Kirche aber nicht mitmachen, das werde ihr auch nicht verübelt, sagte Marx. Aber jeden sexuellen Akt, der nicht in einer Ehe stattfindet, als „schwere Sünde“ zu bezeichnen – das sei überzogen, „das geht zu weit“. Dennoch sollte jeder sexuelle Akt vom Blick auf den Anderen geprägt sein und der Überzeugung: „Das ist der Mensch meines Lebens. Da bin ich ein Anhänger der romantischen Liebe“, betonte Marx.

Er habe schon den Eindruck, dass die meisten Menschen auf der Suche nach einer lebenslänglichen Beziehung seien, sagte Marx weiter. Von daher sei die katholische Sexuallehre nicht abwegig. Die Frage sei vielmehr, wie die Kirche mit dem Scheitern einer Beziehung umgehe und damit unter anderem auch mit der erneuten Heirat von Geschiedenen. „Die zweite Ehe kann glücklicher sein als die erste“, räumte Marx ein.

Zu dem Thema hatte der Vatikan am Montag mit Billigung von Papst Franziskus die Erklärung „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) veröffentlicht. Ihr zufolge ist eine Segnung von „Paaren in irregulären Situationen“ – also von gleichgeschlechtlichen oder wiederverheirateten geschiedenen Paaren – künftig möglich, sie wird vom Ehesakrament aber deutlich abgegrenzt. Die Segnung bedeutet keine Billigung der jeweiligen Verbindung und muss außerhalb eines Gottesdienstes erfolgen.

Laut Marx merke man dem Text ein gewisses „Eiern“ an, auch über die Wortwahl „irreguläre Paare“ zeigte er sich nicht glücklich. Vorangegangene Erklärungen zu dem Thema sollten heute nicht als „Irrtum“ erscheinen, dennoch wolle man vorankommen, erläuterte er. Für die Praxis bedeute das, dass für den Seelsorger nun Freiheitspunkte in seinem Handeln dazukommen und er die Menschen vor sich sehe, die sich segnen lassen wollten. Ein solches Signal aus dem Vatikan könnte Paare ermutigen, zur Kirche zu kommen. (00/4133/19.12.2023)