Teile des Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland verstoßen aus Sicht von Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller gegen die Lehre der Kirche. Es gebe “bestimmte häretische Positionen innerhalb dieses Spektrums”, sagte Müller im Interview der “Rheinischen Post” (Samstag).
Der ehemalige Präfekt der vatikanischen Glaubensbehörde warf dem Reformprojekt Synodaler Weg vor, den politischen Reformbegriff auf die Kirche zu übertragen. “Das mutet so an, als ob die Kirche sozusagen hinter der Aufklärung, hinter der Religionskritik, hinter der modernen Welt zurückgeblieben wäre”, so Müller. Es werde versucht, die Lehre ähnlich einem Parteiprogramm nach politischer Ideologie und Zeitgeist umzugestalten. “Aber die Kirche kann nicht einfach eine Anstalt sein, die Kundenbedürfnisse befriedigt. Sich jetzt allem und jedem zu öffnen, ist ein fatalistischer Ansatz, der nicht helfen wird.”
Zudem nehme sich die Kirche in Deutschland trotz steigender Austrittszahlen “zu wichtig”, sagte Müller. “Da haben wir genug zu tun. Da brauchen wir uns nicht als Vorbild für andere zu empfehlen.” Er selbst bekomme aus Deutschland noch viele Einladungen, “die ich gar nicht alle annehmen kann”, sagte der deutsche Kardinal. “Aber es gibt natürlich auch Leute, die meinen, mich zum Feind ihrer Ideologien machen zu müssen.”
Müller gehört auch zu den aus Deutschland berufenen Teilnehmern der in Rom tagenden Weltsynode der Bischöfe.