Lange ist in Israel über eine Personalie debattiert und gestritten worden: Wer wird neuer aschkenasischer Oberrabbiner? Eine Stichwahl hat nun die Entscheidung gebracht.
Kalman Bar ist zum aschkenasischen Oberrabbiner Israels gewählt worden. Einen Monat nach der Wahl des sephardischen Oberrabbiners, David Josef, setzte sich der bisherige Oberrabbiner von Netanja am Donnerstag in einer Stichwahl durch, wie israelische Medien berichteten.
Auf den religiös-zionistischen Bar entfielen demnach 77 von 140 Stimmen. Unterstützung erhielt er unter anderem von der ultraorthodoxen Partei Degel HaTorah.
Im Vorfeld der Wiederbesetzung war es zu internen Machtkämpfen, Vorwürfen der Vetternwirtschaft sowie einem Streit um die Rolle von Frauen im Wahlgremium gekommen. Das hatte die ursprünglich für das Jahr 2023 geplante Abstimmung verzögert. Schließlich ordnete das oberste Gericht Israels die Durchführung der Wahl an.
Oberrabbiner werden für eine Amtszeit von 10 Jahren gewählt. Das Parlament hatte die Amtszeit der Vorgänger, Jitzchak Josef und David Lau um ein elftes Jahr verlängert, damit es zu keinen Kollisionen mit den Kommunalwahlen kommt.
Das Doppelrabbinat mit jeweils einem Oberrabbiner für die aschkenasischen und für die sephardischen Juden wurde 1921 von der britischen Mandatsmacht in Israel eingeführt. Zu den Hauptaufgaben gehören die Klärung von Personenstandsfragen, Fragen des Familienrechts sowie der jüdisch-religiösen Speisevorschriften.
Als Aschkenasen bezeichnet man die Nachfahren der west- und osteuropäischen Juden, während die Sepharden Nachfahren der Juden der Iberischen Halbinsel sind. Mit geschätzt 3,5 Millionen Mitgliedern sind die sephardischen Juden eine Minderheit unter den weltweit rund 15 Millionen Juden.