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Julian Assange frei: Hetzjagd endlich beendet

Zum Glück kann der Wikileaks-Gründer Julian Assange nun wieder in Freiheit leben. Aber nach dem Kesseltreiben der USA bleibt Bitterkeit. Ein Kommentar von Gerd-Matthias Hoeffchen.

Julian Assange umarmt seine Frau Stella am Flughafen im australischen Canberra
Julian Assange umarmt seine Frau Stella am Flughafen im australischen CanberraImago / AAP

Halleluja! Nach Jahren der Verfolgung, Bedrohung und Verunglimpfung lassen us-amerikanische Regierungsbehörden von der Hetzjagd auf Julian Assange ab. Das war überfällig. Lange schon war klar, dass die schwerwiegenden Vorwürfe gegen den Enthüllungs-Journalisten völlig überzogen waren. Deshalb: Gut, dass Assange nun wieder in Freiheit leben kann.

Aber: Bitterkeit bleibt. Denn mehr als zehn Jahre lang konnten die USA vor den Augen der Weltöffentlichkeit ihr Kesseltreiben ungehindert durchziehen, zum Teil mit Unterstützung anderer Staaten wie Schweden oder Großbritannien. Ein offenkundiger Skandal, politisch und juristisch. Was in aller Deutlichkeit zeigt: Wenn die Supermacht USA ihre Muskeln spielen lässt, traut sich der Rest der westlichen Welt kaum, dagegen etwas zu tun.

Julian Assange: USA wollten Exempel statuieren

Welcher Vergehen hatte sich Assange schuldig gemacht? Der Australier hatte vor 14 Jahren mit Hilfe der von ihm mitgegründeten Enthüllungs-Plattform Wikileaks amerikanische Kriegsverbrechen in Irak und Afghanistan aufgedeckt. Dazu ließ er interne, vertrauliche Unterlagen von Regierungsbehörden veröffentlichen. Das war bitter für die USA, es hat wohl auch amerikanische Agenten erkennbar gemacht und gefährdet. Aber: Es ging um Kriegsverbrechen! Da darf man nicht schweigen.

Die USA wollten ein Exempel statuieren. Das wurde schnell klar. Zunächst tauchten dubiose Vergewaltigungs-Vorwürfe gegen Assange in Schweden auf. Dann spielten Polizei und Gerichte in England eine zweifelhafte Rolle im Umgang mit dem exzentrischen Journalisten. Immer ging es dabei letztlich um eine Auslieferung des Australiers an die USA. Dort hätten ihm möglicherweise Folter und Todesstrafe gedroht, wie zuletzt selbst das oberste Gericht Englands mutmaßte.

Brutales Signal der USA

Zwölf Jahre war Julian Assange eingesperrt, erst in der ecuadorianischen Botschaft in London im Asyl. Dann in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis, wo er auf die drohende Auslieferung warten musste. Auch, wenn Assange jetzt endlich frei ist und in seine Heimat Australien zurück darf – das brutale Signal der USA an den Rest der Welt dürfte angekommen sein: Kommt uns bloß nicht in die Quere. Schon gar nicht mit der Wahrheit.