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Jugendstil-Prachteinband für “Also sprach Zarathustra” entdeckt

Lang galt er als verschollen. Doch nun ist der wohl schönste Bucheinband des Jugendstil-Grafikers Peter Behrens, den dieser für ein Werk von Nietzsche schuf, wieder aufgetaucht. Zu sehen ist er bis 30. April in München.

Das Bayerische Nationalmuseum freut sich über eine nach eigenen Angaben spektakuläre Wiederentdeckung: den aus Leder gefertigten Jugendstileinband des Grafikers, Malers und Architekten Peter Behrens (1868-1940) für Friedrich Nietzsches “Also sprach Zarathustra”. Dieser habe seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen gegolten und sei nun in einer Privatsammlung aufgetaucht. Das Museum zeigt das besondere Stück bis 30. April in einer Sonderschau.

Der besonders kostbar ausgestattete Einband verfüge über feinste ornamentale Goldprägungen und Silberbeschläge des Münchner Goldschmieds Alexander Schönauer, heißt es. Damit werde auch die Begeisterung für den damals herrschenden Nietzsche-Kult ausgedrückt. Bereits um die Jahrhundertwende habe sich Behrens kreativ und erfolgreich als Buchgestalter betätigt. Der Band von 1901/02 zum berühmten Werk des Philosophen markiere den Beginn und gleichzeitig den Höhepunkt der Einbandkunst des Jugendstils. Der Künstler habe sich dabei erstmals mit der Idee des Buchs als Gesamtkunstwerk beschäftigt und 1901 eine unverwechselbare Typografie eingeführt.

Laut Mitteilung erzeugte der Einband damals sofort Aufsehen. Innerhalb kürzester Zeit habe ihn die Zeitschrift “Deutsche Kunst und Dekoration” von 1902 und ein Jahr später die Münchner Zeitschrift “Kunst und Handwerk” beschrieben und großformatig abgebildet. Auch auf der “Ersten Internationalen Kunstgewerbeausstellung” in Turin sei der knapp 24 Zentimeter lange, 17 Zentimeter breite und etwa 1,4 Kilogramm schwere grüne Ledereinband, der rote und grüne Lederintarsien sowie Goldprägungen enthält, präsentiert worden. Seitdem aber sei er nur durch eine Schwarz-Weiß-Fotografie bekannt gewesen.

Behrens schmückte den Einband mit stark stilisierten Formen der Sonnen- und Tiersymbolik, zentralen Motiven in der von Nietzsche erschaffenen Welt “Zarathustras”, wie es heißt. Beim Einband handele es sich um ein Unikat, das eine Widmung von Behrens an einen bisher unbekannten Freund, den Arzt August Smith, enthalte.

Der 1868 in Hamburg geborene Behrens wird dem Museum zufolge als der bedeutendste Industriedesigner zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesehen. Bekannt sei er heute vor allem für seine Bauwerke. Er habe sich auch einen Ruf als Lehrer von Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und für kurze Zeit sogar von Le Corbusier erworben. Zudem sei Behrens als künstlerischer Berater für die Königliche Porzellanmanufaktur in Berlin tätig gewesen und habe den Deutschen Werkbund mitbegründet.