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Jugendschutz: Internetdienste löschen nur mangelhaft

Bei Jugendlichen beliebte Internetdienste reagieren etwa bei Pornografie, Gewalt und politischem Extremismus nur mangelhaft auf Hinweise von Nutzern. Die durchschnittliche Löschquote nach einer User-Meldung habe im vergangenen Jahr bei unter einem Drittel gelegen, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin von Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) vorgestellten Jahresbericht von Jugendschutz.net, einer Einrichtung von Bund und Ländern. Paus forderte von den Anbietern eine konsequente Altersüberprüfung der Nutzer. Zugleich müsse die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden.

Die fehlende Altersprüfung von Usern in Online-Diensten bleibt nach Ansicht von Jugendschutz.net das größte Problem. Der Leiter des Kompetenzzentrums für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, Stefan Glaser, sagte, eine zuverlässige Altersbegrenzung stehe weiter aus und sei die zentrale Schwachstelle in den Schutzkonzepten der Anbieter. Jugendschutz.net nimmt unter anderem über seine Online-Beschwerdestelle Hinweise auf Verstöße gegen den Jugendschutz entgegen.

Der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz, Marc Jan Eumann, betonte, die Altersprüfung sei „der Schlüssel zum sicheren Surfen für Kinder und Jugendliche“. Die Technologie sei vorhanden, „nun sind die Plattformen gefordert, Verantwortung zu übernehmen“.

Im vergangenen Jahr bearbeitete Jugendschutz.net 7.645 gemeldete Verstöße. Davon seien zwei Drittel sexualisierter Gewalt zugeordnet worden, hieß es. Bei zwölf Prozent habe es sich um Sex und Pornografie gehandelt, bei elf Prozent um politischen Extremismus. Fünf Prozent gingen auf selbstgefährdende Inhalte zurück, zwei Prozent auf Cybermobbing. Zum Jahresende seien 90 Prozent der Verstöße, 6.902 Fälle, beseitigt gewesen.

„Insgesamt enttäuschende Löschquoten“ nach Meldungen durch User gab es laut Jahresbericht bei der Plattform Youtube. Nach offiziellem Kontakt durch Jugendschutz.net sei die Löschquote insgesamt auf 95 Prozent gestiegen. Im Bereich Pornografie sei es bei Youtube im vergangenen Jahr jedoch nach User-Meldungen zu einem drastischen Rückgang bei den Löschungen im Vergleich zum Vorjahr gekommen, von einer Löschquote von 62 Prozent im Jahr 2022 auf vier Prozent im vergangenen Jahr. Auch bei Verstößen im Bereich politischer Extremismus werde unzureichend reagiert.

TikTok erzielte laut Jugendschutz.net 2022 bei selbstgefährdenden Inhalten das beste Ergebnis mit 42 Prozent entfernter Fälle nach User-Meldungen. Im vergangenen Jahr lag die Quote nur noch bei 22 Prozent. Dies sei besonders problematisch, da sich über TikTok gefährliche „Challenges“, wie etwa sich selbst zu würgen, rasend schnell verbreiteten.

Facebook reagierte laut Jugendschut.net besonders schlecht auf Fälle mit Bezug zu Gewalt und politischem Extremismus. Bei Instagram sank die Löschquote im Bereich politischer Extremismus.

Laut Jugendschutz.net machen durch Künstliche Intelligenz (KI) erzeugte Inhalte es Kindern und Jugendlichen immer schwerer, „Realität von Fälschung zu unterscheiden“. Dies verstärke Risiken wie sexualisierte Gewalt, Mobbing und Extremismus, hieß es.