Weniger als die Hälfte der 15-Jährigen in Deutschland fühlt sich sicher im Umgang mit Informationen aus dem Netz. Das liegt einer Studie zufolge an unterschiedlichen Voraussetzungen, aber auch an Schule und Lehrkräften.
Weniger als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler in Deutschland fühlt sich in der Lage, die Qualität von Online-Informationen einzuschätzen. Das zeigt eine Auswertung von Daten, die im Zuge der PISA-Studie 2022 erhoben worden waren und die am Montag veröffentlicht wurde. Ein Forscherteam der Technischen Universität München untersuchte außerdem die Rolle von sozialen Merkmalen und von Schule und Lehrkräften auf die Selbsteinschätzung der Jugendlichen.
Demnach trauen sich zwar über zwei Drittel aller 15-Jährigen in der Befragung zu, problemlos Informationen im Internet zu finden. Nur 47 Prozent fühlen sich aber in der Lage, die Qualität der gefundenen Informationen fundiert zu beurteilen. Damit liegt Deutschland unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten, in denen die Daten ebenfalls erhoben worden waren.
Im Durchschnitt geben 72 Prozent der weltweit befragten Jugendlichen an, verschiedene Quellen im Netz zu vergleichen. In Deutschland tun das der Studie zufolge nur knapp 60 Prozent. Ein Drittel überprüft außerdem nicht, ob eine Information richtig ist, bevor sie in sozialen Netzwerken verbreitet wird.
“Vielen Schülerinnen und Schülern gelingt es leider nicht ausreichend, Fake News als solche zu identifizieren. Sie haben einen erheblichen Nachholbedarf beim kritischen und reflektierten Umgang mit Informationen im Internet”, sagt Samuel Greiff, der die PISA-Studie in Deutschland leitet. Dieser Mangel müsse dringend angegangen werden, um Jugendliche auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten, so Greiff weiter.
Dabei gebe es einen Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler und dem sozioökonomischen Status. Wer über bessere Voraussetzungen verfüge, bewerte die eigene Kompetenz höher. Außerdem zeigt die Studie, dass Mädchen häufiger angeben, Informationen zu überprüfen und verschiedene Quellen heranzuziehen, als Jungen.
Kritik äußern die Befragten außerdem an ihren Lehrkräften. Nur knapp die Hälfte hält diese für ausreichend qualifiziert, um digitale Geräte im Unterricht zu nutzen. Im OECD-Durchschnitt waren es 70 Prozent. Nur rund 60 Prozent sagen, dass digitale Medien an ihrer Schule zuverlässig funktionieren. Auch in der Offenheit für die Nutzung digitaler Medien im Internet schneidet Deutschland nach Angaben der Jugendlichen schlechter ab als andere Staaten. Nur rund 60 Prozent sehen hier eine Bereitschaft der Lehrkräfte, 77 Prozent sind es im Durchschnitt.
“Sowohl die digitale Kompetenz der Lehrkräfte als auch deren Offenheit gegenüber digitalen Medien kann die Entwicklung der digitalen Informationskompetenz von Schülerinnen und Schülern positiv beeinflussen”, sagt Samuel Greiff. “Lehrerinnen und Lehrer sollten deshalb dabei unterstützt werden, den Umgang mit online gefundenen Informationen als regelmäßigen Bestandteil des Unterrichts in verschiedenen Fächern zu integrieren.”