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Jüdischer Abgeordneter betet auf Tempelberg – Kritik und Protest

Nichtmuslimen ist Besuch des Terpelberges zwar erlaubt. Öffentliches Gebet ist aber Muslimen vorbehalten. Ein rechtsradikaler jüdischer Abgeordneter setzt sich darüber hinweg – und hofft auf Nachahmer.

Jubel von rechts, Kritik aus der Arabischen Welt: Ein israelischer Parlamentsabgeordnete der rechtsradikalen Partei “Religiöser Zionismus” hat am Donnerstag auf dem Tempelberg (arabisch Haram al-Scharif) gebetet. Die Regelungen des sogenannten Status quo für Jerusalem gestatten zwar Nichtmuslimen den Besuch der drittheiligsten Stätte des Islam; öffentliches Gebet ist aber Muslimen vorbehalten.

“Ich komme heute mit Tränen in den Augen hier an – Juden werfen sich nieder, beten”, sagte Zvi Sukkot laut israelischen Medienberichten. In Sozialen Medien verbreitete Videos und Bilder zeigen, wie er sich zum Gebet an der Stätte niederwirft. Berichten zufolge war der Abgeordnete bei einem früheren Versuch, auf dem Tempelberg zu beten, vor mehr als zehn Jahren festgenommen worden. Eine Anklage gegen ihn wurde später fallengelassen.

Jordaniens Außenministerium erklärte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Petra (Donnerstag), Sukkots Besuch auf dem Haram al-Scharif, der “mit provokativen Aktionen extremistischer Siedler bei ihren Übergriffen unter dem Schutz der israelischen Besatzungspolizei” zusammengefallen sei, sei eine gefährliche und provokative Eskalation, die die Heiligkeit der Stätte und den etablierten Status quo verletze. Israel habe weder die Souveränität über die besetzte Stadt Jerusalem noch über die dortigen muslimischen und christlichen Heiligen Stätten.

Kritik an Sukkots Vorgehen äußerte auch Israels Innenminister Mosche Arbel. Das Besteigen des Tempelbergs verstoße gegen die Bestimmungen des Oberrabbinats. Laut der Zeitung “Haaretz” rief Arbel den Parteichef und Finanzminister Bezalel Smotrich auf, seine Parteimitglieder zur Ordnung zu rufen. Die meisten Rabbiner verbieten das Betreten der Stätte, damit niemand aus Versehen im Zustand ritueller Unreinheit heiligen Boden betrete.

Der Vorsitzende der zweiten rechtsradikalen Partei in der israelischen Regierungskoalition, “Jüdische Stärke”, und Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir stellte sich hinter Sukkot und reklamierte die “große Veränderung” im Umgang mit Gebetsrechten von Juden auf dem Tempelberg für sich. “Was 30 Jahre lang nicht getan wurde, wird jetzt unter meiner Aufsicht getan”, sagte er laut der Zeitung “Times of Israel”.

Der Leiter der rechtsgerichteten Aktivistengruppe Tempelberg-Administration, Schimschon Elbaum, bezeichnete den Besuch des Abgeordneten als Handlungsaufruf für die Öffentlichkeit, es ihm gleichzutun. Nach Angabe der Aktivisten haben während des jüdischen Pessachfests, das am Samstagabend begann, breits rund 3.000 Juden den Haram al-Scharif besucht.

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, Israels zentrales Heiligtum. Viele biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.