Die Stuttgarter Lehrerin und Synagogenführerin Rachel Dror ist am Samstag im Alter von 103 Jahren gestorben. Sie wurde am 19. Januar 1921 in Königsberg im damaligen Ostpreußen als Rachel Zipora Lewin geboren, teilte die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs am Montag in Stuttgart mit.
Ihre Mutter stammte aus einer Rabbinerfamilie.
In Nazideutschland durfte sie als Mädchen nicht zur Schule gehen. Deshalb bereitete sie ab 1936 ihre Auswanderung nach Palästina vor und machte eine Schneiderlehre. In Hamburg erlebte sie 1938 die Pogromnacht, konnte aber im April 1939 nach Palästina ausreisen. Dort erfuhr sie, dass ihre Eltern in Auschwitz ermordet wurden.
Mit der Gründung des Staates Israel 1948 ging sie in den Polizeidienst und wurde die erste Polizistin ihres Landes im Bereich Straßensicherheit und Verkehrsunterricht. Dror heiratete 1951 und bekam eine Tochter. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte sie 1957 nach Deutschland zurück und wurde 1967 Lehrerin für Kunst und Technik an einer Sprachheilschule in Stuttgart.
Nach ihrer Pensionierung engagierte sie sich über mehr als drei Jahrzehnte lang im jüdisch-christlichen Dialog. Bei ihren fast täglichen Synagogenführungen führte sie junge Menschen zu einer Begegnung mit jüdischer Religion, Tradition und Geschichte. Als Zeitzeugin der Schoah besuchte sie viele Schulen.
Im Jahr 1996 wurde Rachel Dror mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung der Landeshauptstadt Stuttgart geehrt. 2012 erhielt sie den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg. (2827/16.12.2024)