Das Asylrecht hätte sechs Millionen Menschen retten können: Der Präsident des Zentralrats der Juden fordert vor dem evangelischen Kirchenparlament eine klare Haltung in der Migrationsdebatte und erinnert an die Schoah.
Das Grundrecht auf Asyl ist für die jüdische Gemeinschaft nach Worten des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nicht verhandelbar. “Hätte es in den 30er Jahren ein Land mit einem solchen Asylrecht gegeben, wie wir es heute in der Bundesrepublik Deutschland kennen, dann wären nicht sechs Millionen Juden zum Opfer des Menschheitsverbrechens Schoah geworden”, sagte er am Sonntag in einem Grußwort vor dem in Würzburg tagenden bundesweiten evangelischen Kirchenparlament. “Das muss uns allen immer klar sein, wenn wir über die Probleme von Migration sprechen.” Die Parlamentarier reagierten auf seine Worte mit lang anhaltendem Applaus.
Das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Synode, tagt bis Mittwoch in Würzburg. Selbstgewählter Schwerpunkt ist das Thema “Migration, Flucht und Menschenrechte”.
Schuster begrüßte diese Schwerpunktsetzung. “Das ist das Thema unserer Zeit, auf das es keine einfachen Antworten gibt, auch wenn uns das viele von den Rändern des politischen Spektrums so gerne weismachen wollen.” Der Präsident sagte, dass über die Schwierigkeiten von Integration und den Unterschied zwischen Einwanderung und Asyl offen debattiert werden müsse. Auch über importierten Antisemitismus müsse geredet werden. “Das, was wir in den vergangenen Monaten in dieser Deutlichkeit auf deutschen Straßen, an Universitäten und vielen anderen Orten gesehen haben, muss uns sehr nachdenklich machen.”