Der israelische Schriftsteller, Journalist und Friedensaktivist David Grossman hat den mit 50.000 Euro dotierten Heine-Preis 2024 der Stadt Düsseldorf erhalten. Der 70-jährige Autor setze sich mit seiner Prosa sowie Reden und Essays seit Jahrzehnten unermüdlich für Dialog und Toleranz und damit für Aussöhnung und Frieden zwischen den Völkern ein, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). Die Verleihung am Samstag fand einen Tag nach dem 227. Geburtstag des Namensgebers Heinrich Heine (1797-1856) im Düsseldorfer Schauspielhaus statt, die Laudatio hielt die Publizistin Carolin Emcke.
Der Einsatz für Frieden bewege Grossman schon immer und ziehe sich wie ein roter Faden durch Leben und Werk, sagte Oberbürgermeister Keller bei der Übergabe des Preises: „Wir ehren David Grossman heute nicht nur für sein literarisches Schaffen, sondern auch für seine Haltung, seine Menschlichkeit und seinen Mut.“ Der Preis möge „ein Zeichen dafür sein, wie sehr seine Stimme gebraucht wird – heute mehr denn je“.
Die Jury lobte, Grossman werbe als eine der bedeutendsten Stimmen der Gegenwartsliteratur in seinen „intellektuell bestechenden, differenzierten“ Reden und Essays unaufhörlich für Frieden und Aussöhnung im Nahen Osten: „Er wird nicht müde, der Menschlichkeit eine Stimme zu geben.“
Grossman sagte, die Quintessenz der Literatur, sowohl des Lesens als auch des Schreibens, sei für ihn „der Wunsch, ja der Drang, einen anderen Menschen von innen heraus zu verstehen“. Literatur und Journalismus könnten den Menschen als erzählende Künste Toleranz näherbringen und helfen, „die Grenzen der menschlichen Natur zu weiten, dass sie nicht länger zu einer Faust geballt ist“.
Der Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und Persönlichkeitspreisen in Deutschland. Er wird seit 1972 an Menschen verliehen, die den sozialen und politischen Fortschritt fördern und der Völkerverständigung dienen oder „die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten“. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Carl Zuckmayer, Walter Jens, Max Frisch, Hans Magnus Enzensberger, Elfriede Jelinek, Jürgen Habermas und Alexander Kluge.
Der am 25. Januar 1954 in Jerusalem geborene Grossman war zunächst Nachrichtenredakteur und Hörspielautor, bevor er sich als Schriftsteller selbstständig machte und mit Romanen, Erzählungen und Essays international bekannt wurde. Er äußert sich in seinen Werken kritisch zum Nahost-Konflikt und tritt für Frieden und eine Zwei-Staaten-Lösung ein.