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Islam: Bekenntnis zu kulturellen Herkunft

Im Blick auf die religiöse Praxis ergibt sich, so die Studie „Integration und Religion aus der Sicht von Türkischstämmigen in Deutschland“, ein unterschiedliches Bild für die Zuwanderergenerationen: Die Befragten der zweiten und dritten Generation besuchen seltener (23 Prozent) wöchentlich die Moschee als die der ersten Generation (32 Prozent) und verrichten auch seltener (35 Prozent) mehrfach am Tag das persönliche Gebet als die älteren (55 Prozent). Zugleich aber schätzen sich die Befragten der zweiten und dritten Generation mit 72 Prozent weit mehr als religiös ein als diejenigen der ersten Generation (62 Prozent).
Dies spiegelt nach Ansicht der Autoren der Studie womöglich weniger die gelebte Religiosität als ein bewusstes Bekenntnis zur kulturellen Herkunft.
Das Islam-Bild ist unter den Türkischstämmigen positiver als in der Gesamtbevölkerung. Unter den Befragten verbinden nur wenige den Islam mit der Benachteiligung der Frau (20 Prozent), mit Fanatismus (18 Prozent) oder Gewaltbereitschaft (zwölf Prozent). Weit mehr sehen im Islam Friedfertigkeit (65 Prozent), Toleranz (56 Prozent), Achtung der Menschenrechte (57 Prozent) oder Solidarität (53 Prozent) – Eigenschaften, die dem Islam in der Gesamtbevölkerung in Deutschland kaum (fünf bis acht Prozent) zugeschrieben werden. 82 Prozent der Gesamtbevölkerung assoziieren den Islam mit der Benachteiligung der Frau, 72 Prozent mit Fanatismus und 64 Prozent mit Gewaltbereitschaft.
Für die türkischstämmige Minderheit in Deutschland stellt sich der Islam als eine angegriffene Religion dar, die vor Verletzungen, Vorurteilen und Verdächtigungen geschützt werden muss. Die Einschätzung des Christentums ähnelt dagegen einander sehr: Es hat in der Gesamtbevölkerung ein ebenso positives Image wie unter den Türkischstämmigen und ähnelt damit dem Bild, das diese vom Islam haben. UK