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Investigativer Krimi “Gift” über gepanschte Medizin

Der investigative Krimi “Gift” über das Geschäft mit gefälschten Medikamenten war bei der Erstausstrahlung 2017 seiner Zeit voraus. Die ARD zeigt “Gift” am Mittwoch daher noch einmal zur besten Sendezeit.

Der investigative Krimi “Gift” handelt von einem der größten Verbrechen der heutigen Zeit. Das Geschäft mit gefälschten, minderwertigen und illegalen Medikamenten bringt seinen Hintermännern jährlich weltweit Umsätze von bis zu 500 Milliarden US-Dollar. Die Zeche bezahlen vor allem Menschen in den sich entwickelnden Ländern, und das oft genug mit ihrem Leben. Doch auch in den vermeintlich sicheren Industriestaaten des Westens mehren sich Lieferengpässe und gepanschte Pillen. Die ARD zeigt den 2017 erstmals ausgestrahlten Fernsehfilm von Daniel Harrich am Mittwoch von 20.15 bis 21.45 Uhr.

“Wir waren damals 2017 mit unserem Themenschwerpunkt der Zeit voraus und haben uns gar nicht vorstellen können, welche Relevanz das Thema Arzneimittelsicherheit durch die Pandemie und Lieferketten-Engpässe bald haben würde”, sagte Harrich anlässlich der Wiederholung seines Films der KNA. “Bis heute ist das eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste geopolitische Thema für die Menschen in Europa und Nordamerika.” Selbst Hustensaft für Kinder sei mittlerweile knapp, “dazu kommen Lieferengpässe bei Insulin oder manchen Antibiotika.

“Gift” erzählt, basierend auf Tatsachen, in fiktionaler Form von den Verstrickungen von Pharmafirmen, Banken und Behörden. Heiner Lauterbach spielt Günther Kompalla, einen Pharma-Großhändler, der jahrelang Teil eines solchen Medikamentenfälschersyndikats war. Nun ist Kompalla selbst an Krebs erkrankt. Er kennt die Gefahren, weil seine Tochter Katrin (Luise Heyer) mit einem indischen Arzt zusammen ist und in den Slums von Mumbai für eine medizinische Hilfsorganisation arbeitet. Kompalla entschließt sich, auszupacken und wird zum Whistleblower.

Doch er hat mächtige Gegner, für die viel auf dem Spiel steht. Da sind der Pharmakonzern Poindex mit seinem Chef Roger Adler (Martin Brambach) und die MIG-Bank mit ihrem Vorstand Matteo Kälin (Ulrich Matthes), die sich nicht die glänzend gehenden Geschäfte kaputt machen lassen wollen. Wie günstig, dass sie die Pharmazie-Professorin Vera Edwards (Maria Furtwängler) an ihrer Seite wissen.

Denn Edwards hat nicht nur ihre wissenschaftliche Integrität gegen ein höchst einträgliches Leben als Pharma-Lobbyistin eingetauscht. Sie ist mit ihrer angeblich unabhängigen Forschungsstiftung auch noch Beraterin einer Sonderkommission der Interpol, die eigentlich den Medikamentenpanschern das Handwerk legen soll…

Die Jagd über Länder und Kontinente hinweg gelingt nicht ganz klischeefrei, vor allem, was den Vater-Tochter-Konflikt im Hause Kompalla angeht. Auch darüber hinaus wird zum Teil arg auf die Tränendrüse gedrückt, obwohl zum Schluss das Happy End ausbleibt. Doch das schauspielerisch hochwertige Ensemble macht vieles wett – und das höchst relevante Thema erst recht.