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Weltfrauentag am 8. März

Das Stichwort: Internationaler Frauentag – wie ist die Initiative entstanden?

Frankfurt a.M. (epd). Zum Internationalen Frauentag am 8. März gehen Frauen weltweit für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Erste Anregungen kamen von Frauendemonstrationen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den USA. Die Startinitiative folgte dann aus der sozialistischen und sozialdemokratischen Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg: 1910 beschloss die Sozialistische Internationale der Frauen in Kopenhagen, jedes Jahr mit einem Aktionstag den Kampf der Frauen für mehr Rechte und bessere Lebensbedingungen voranzutreiben.

Bereits im März 1911 gingen rund eine Million Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz auf die Straßen. Erste Forderung war das Frauenwahlrecht, das in Deutschland 1918 durchgesetzt wurde. Am 19. Januar 1919 konnten Frauen erstmals an einer landesweiten Wahl teilnehmen, als eine verfassunggebende Nationalversammlung gewählt wurde. Die Frauen kämpften zudem für kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn, niedrigere Lebensmittelpreise, eine regelmäßige Schulspeisung und legalen Schwangerschaftsabbruch.

Während des Ersten Weltkriegs und unter der NS-Diktatur war der «sozialistische» Feiertag verboten. Die Nationalsozialisten propagierten stattdessen den Muttertag, der ihrem Frauenbild eher entsprach. Doch im Untergrund lebte der Frauentag weiter: Wer am 8. März seine rote Wäsche im Fenster auslüftete, gab damit ein politisches Statement ab.

Nach 1945 entzweite der Kalte Krieg auch den Frauentag. Im Westen verlor er an Bedeutung, wurde dann vor allem von der Frauen- und Friedensbewegung ab Ende der 60er Jahre begangen. In der DDR entwickelte sich der 8. März vielfach zum «sozialistischen Muttertag», an dem Kinder der Mutter Blumen oder selbst gemalte Bilder schenkten. 1977 führten die Vereinten Nationen den Weltfrauentag als offiziellen UN-Tag ein.

 

Zahlen zum Weltfrauentag

Frauen verdienen weniger als Männer, leisten mehr unbezahlte Hausarbeit und werden häufig Opfer von Gewalt. Ein statistischer Überblick zum Weltfrauentag am 8. März:

FRAUEN UND HAUSARBEIT:

Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Arbeit als Männer, insbesondere in der Kinderbetreuung oder bei der Hausarbeit. Das geht aus Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. In Deutschland sind Frauen vier Stunden und zwei Minuten am Tag mit diesen Aufgaben beschäftigt, während es bei den Männern nur zwei Stunden und 30 Minuten sind. Europaweit am wenigsten aktiv im Haushalt sind die türkischen Männer, während die Männer in Dänemark mit täglich drei Stunden und sechs Minuten pro Tag die meiste unbezahlte Arbeit leisten.

FRAUEN UND VERDIENST:

Im Jahr 2016 betrug das Verdienstgefälle zwischen Männern und Frauen innerhalb der Europäischen Union (EU) gut 16 Prozent. Wie die Behörde Eurostat mitteilte, verdienten Frauen, wo Männer einen Euro pro Stunde verdienten, im Schnitt nur 84 Cent.

Zwischen den Mitgliedstaaten reichte die Spanne des Verdienstunterschieds von knapp über fünf Prozent in Rumänien und Italien bis zu über 25 Prozent in Estland.

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ist in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren kleiner geworden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat errechnet, dass der prozentuale Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostunden-Verdiensten von Männern und Frauen in Vollzeitjobs von 26,6 Prozent im Jahr 1986 auf zuletzt 16 Prozent gesunken. Im Niedriglohnsektor ging der Unterschied um zehn Prozentpunkte zurück, beträgt aber immer noch 20 Prozent

Rund 72 Prozent der Frauen zwischen 25 und 55 Jahren haben ihren überwiegenden Lebensunterhalt im Jahr 2016 aus eigener Erwerbstätigkeit bestritten. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil mit 64 Prozent noch deutlich niedriger, so das Statistische Bundesamt. Im Osten Deutschlands bestritten im Jahr 2016 rund 77 Prozent der Frauen ihren Lebensunterhalt vorrangig durch eigene Erwerbsarbeit. Im Westen lag der Anteil bei 70 Prozent.

BERUFSTÄTIGE FRAUEN UND KINDER:

Frauen, die in der Informations- und Kommunikationsbranche arbeiten, haben am seltensten Kinder. Hier lag der Anteil kinderloser Frauen 2016 bei 40 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Während dieser Wert in den Reinigungsberufen bei neun Prozent lag, wurde in den medizinischen, sozialen, und ausbildenden Berufen eine Quote zwischen 16 und bis 21 Prozent ermittelt. Der Anteil der kinderlosen Frauen insgesamt nahm zwischen den Jahren 2012 und 2016 nach einem zuvor langanhaltenden Anstieg nur geringfügig von 20 auf 21 Prozent zu. Bei den berufstätigen Frauen stieg er von 21 auf 22 Prozent.

FRAUEN UND GEWALT:

Weltweit hat rund ein Drittel aller Mädchen und Frauen physische oder sexualisierte Gewalt erfahren. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung kommen die Täter häufig aus dem unmittelbaren Umfeld. Die Folgen seien oft gravierend: Viele junge Frauen würden ungewollt schwanger und müssten Schule oder Ausbildung abbrechen, würden mit HIV infiziert, litten an Depressionen oder begingen Selbstmord. In den ärmsten Ländern der Welt werde jedes achte Mädchen vor seinem 15. Geburtstag verheiratet.