“Drei Uhr i komm aufpicken du” – was in einem Schulaufsatz in Bayern rot angestrichen würde, ist andernorts korrektes Deutsch. So lautet auf “Unserdeutsch”, entstanden in Papua-Neuguinea, der Satz “Um drei Uhr hole ich dich ab”.
Mit deutschen Dialekten und Sprachvarianten, die sich unter Auswanderern herausbildeten, befasst sich vom 10. bis 13. Oktober eine internationale wissenschaftliche Fachtagung. Sie wird veranstaltet von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Im Fokus sind laut Ankündigung deutsche Minderheiten in Amerika und in der Südsee, aber auch in Usbekistan und Namibia. Dort sprechen aktuell noch etwa 20.000 Menschen Deutsch – ein Erbe der Kolonialzeit.
“Unserdeutsch” ist die einzige deutsche Kreolsprache. Sie geht auf mehrsprachige Kinder zurück, die um 1900 von deutschen Ordensfrauen in Hochdeutsch unterrichtet wurden. Sie enthält viele deutsche Wörter, unterscheidet sich aber stark in der Grammatik. Nach Angaben der Veranstalter wird sie heute nur noch von wenigen Nachfahren dieser Kinder in Australien gesprochen.
In Brasilien hat sich der Dialekt “Hunsrückisch” erhalten, der so in der gleichnamigen deutschen Region allerdings nirgendwo gesprochen wird. Er entstand durch den Kontakt deutscher Einwanderer verschiedener Herkünfte im Umfeld des Portugiesischen. Lebendig ist er fast nur noch in seiner mündlichen Form, weil Deutschunterricht in Brasilien während des Zweiten Weltkriegs verboten war.
Nach Auskunft der Veranstalter sind die deutschen Sprachminderheiten im Ausland unterschiedlich stabil. Beobachtet werde ein genereller Rückzug, der sich aber nicht überall im selben Tempo vollziehe.