Es hat sich abgekühlt über Nacht. Dunkle Wolken hängen schwer am Himmel. Nur einige wenige schlendern über die Strandpromenade auf Helgolands Unterland. Weit draußen auf der Nordsee zieht ein Frachter vorbei; ein kleiner, farbiger Punkt inmitten des grauen Himmels und Wassers. Kirchenglocken läuten. Es ist Sonntagmorgen, Punkt halb zehn. „Wir läuten immer schon eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst, damit die Leute vom Unterland rechtzeitig hochkommen“, sagt Pastorin Pamela Hansen. Zwischen dem Unter- und Oberland liegen 184 Treppenstufen.
Pamela Hansen lacht. Ihre braunen Augen blitzen verschmitzt. „Es wurde hier schon immer so früh geläutet, und dann bleibt das eben auch so.“ Die Pastorin steht am Eingang der St. Nicolai-Kirche im Herzen des Helgoländer Oberlands und begrüßt die ersten Gottesdienstbesucher. „Guten Morgen! Schön, dass Sie zu uns gekommen sind!“
"Meine Herren! Ist das klein hier"
Mehr als 60 Mal drückt Hansen an diesem grauen Sonntagmorgen Mitte Juni die Hände ihrer Besucher. Dabei ist es gerade einmal dreieinhalb Jahre her, als sie es war, die auf Helgoland begrüßt wurde. Damals trat sie ihren Dienst als neue Pastorin auf der Insel an. Zuvor hatte sie fünf Jahre lang als Seelsorgerin in der US-Metropole Detroit gearbeitet. Als sie nach Deutschland zurückkehrte und sich wegen einer neuen Dienststelle an das Landeskirchenamt wandte, hieß es dort: „Wie sieht es aus mit Helgoland?“ Pamela Hansen zögerte nicht lange und nahm das Angebot an. An ihren ersten Spaziergang über das Helgoländer Oberland erinnert sie sich noch lebhaft: „Ich hab nur gedacht: Meine Herren, ist das klein hier!“
Die Enge ist es auch, die das Leben auf einer 1,7 Quadratkilometer großen Insel manchmal etwas schwer macht. „Alle hängen hier dicht zusammen“, sagt Hansen. Nur allzu schnell würde die Gerüchteküche brodeln.
Die Theologin sieht in dieser Enge auch eine Chance. „Der Zusammenhalt der Helgoländer ist sehr groß, und für meine Arbeit ist der enge Kontakt zu den Menschen sehr wichtig.“ Hansen ist froh darüber, dass die Helgoländer sie vor dreieinhalb Jahren mit offenen Armen aufgenommen haben.