Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält einen Weiterbetrieb der sogenannten Anker-Zentren für Geflüchtete im Freistaat für weiterhin notwendig. Die Zahl der Geflüchteten sei zwar 2024 im Vergleich zu den beiden Vorjahren gesunken, sagte der Minister laut Mitteilung vom Donnerstag: „Letztlich sind sie aber immer noch zu hoch.“ In einem Brief an Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) vom Mittwoch schreibt Herrmann, die Anker-Einrichtung in Bamberg könne deshalb nicht geschlossen werden – ebensowenig wie die anderen sechs Anker-Zentren in anderen Regionen Bayerns.
Hintergrund für die Äußerungen ist ein Schreiben Starkes an den Innenminister vom November 2024. Darin fordert Starke offenbar, dezentrale Alternativen für die Unterbringung im Anker-Zentrum mit seiner regulären Obergrenze von bis zu 1.500 Personen zu nutzen. Solch eine Lösung kommt für Herrmann nicht infrage: Sie wäre zum einen teurer, es müssten nämlich Container gestellt, Gebäude errichtet oder Wohnraum angemietet werden, zum anderen würde der Verwaltungsaufwand steigen. Gerade in Bamberg, wo Wohnraum knapp sei, seien solche Pläne utopisch. Der Nutzungsvertrag für das Anker-Areal in Bamberg endet 2025.
Herrmann betonte, der Freistaat habe sich als Betreiber des Anker-Zentrums immer an die Vereinbarungen mit der Stadt gehalten. Dass die Belegungsobergrenze 2022 und 2023 überschritten wurde, habe seinen Grund im hohen Flüchtlingsaufkommen wegen des Ukraine-Kriegs gehabt, erläuterte der Minister. Er wolle gerne weiter mit der Stadt im Gespräch bleiben, sagte Herrmann. Er verwies auch darauf, dass das Anker-Zentrum in einer Liegenschaft des Bundes untergebracht sei und damit den Freistaat keine Miete koste: Dies sei allerdings der „einzig nennenswerte Beitrag des Bundes“ bei der Bewältigung des Migrationsgeschehens.
Die Anker-Zentren wurden 2018 von der damaligen großen Koalition beschlossen. Anker steht für „Ankunft, Entscheidung, Rückführung“. In Anker-Zentren sollen Flüchtlinge während ihres Asyl-Verfahrens unterkommen, bevor sie auf Kommunen verteilt oder aber in ihr Herkunftsland abgeschoben werden. In Bayern gibt es Anker-Zentren in Bamberg, Schweinfurt, Deggendorf, Donauwörth, Zirndorf, Regensburg und Ingolstadt/Manching. Die Zentren stehen seit Jahren bei Flüchtlingsorganisationen in der Kritik, weil dort zu viele Menschen auf engem Raum lebten und dies soziale Spannungen auslöse. (00/0056/09.01.2025)