In unmittelbarer Nachbarschaft der EU sitzen Journalisten im Gefängnis, weil sie ihre Regierungen kritisieren. Zwei davon bekamen jetzt in Straßburg die höchste Auszeichnung der EU für Menschenrechte – in Abwesenheit.
Das Europäische Parlament hat den Journalisten Andrzej Poczobut aus Belarus und die Journalistin Msia Amaghlobeli aus Georgien mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit geehrt. Da die beiden Preisträger in ihren Heimatländern in Haft sitzen, übergab Parlamentspräsidentin Roberta Metsola den Preis am Dienstag in Straßburg stellvertretend an Poczobuts Tochter und eine Mitstreiterin Amaghlobelis. Mit dem Preis zeichnet das Parlament seit 1988 Persönlichkeiten und Institutionen aus, die sich gegen Unterdrückung und für Demokratie und Menschenrechte einsetzen.
Poczobut ist Journalist, Essayist und Blogger aus der polnischen Minderheit in Belarus und Kritiker der Regierung von Alexander Lukaschenko. Poczobut gilt als Symbolfigur im Kampf für Freiheit und Demokratie in dem Land. Seit 2021 sitzt er in Haft. Belarus hat vor wenigen Tagen mehr als 120 Oppositionelle freigelassen, Poczobut war aber nicht darunter.
Amaghlobeli ist Leiterin zweier Online-Medien, die kritisch über die aktuelle Regierung Georgiens berichten. Verurteilt wurde sie zu zwei Jahren Haft wegen ihrer Teilnahme an einer regierungskritischen Demonstration. Sie ist nach Angaben des Europäischen Parlaments die erste weibliche politische Gefangene, seit Georgien 1991 von der Sowjetunion unabhängig wurde. So sei sie zu einer Symbolfigur der prodemokratischen Bewegung geworden. Das EU-Parlament fordert die bedingungslose Freilassung beider Preisträger.
Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung ist nach dem sowjetischen Physiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989) benannt. Der Preis 2024 ging an venezolanische Oppositionsführerinnen und -führer, darunter María Corina Machado, die in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.