Ein nackter Bühnenraum, außer Hula-Hoop-Reifen, Trapez und Seil gibt es keine Requisiten. Im Mittelpunkt der neuen Show stehen die Artisten, die Menschen, ihr Können, ihre Kraft und Stärke. Elf Darstellende bilden die Cast der australischen Company Circa.
2021, während der Pandemie, konnte „ Humans 2.0“ nur für wenige Wochen und nur für einige Zuschauer gezeigt werden. Und so ist die erneute Aufführung unter normalen Umständen für den künstlerischen Leiter Yaron Lifschitz und die Crew so etwas wie ein zweiter Anfang: die Show wurde verändert, es kamen weitere Leute zur Truppe und aus einem wurden zwei Akte. Was blieb ist die unglaublich kraftvolle und mitreißende Musik, die Ori Lichtik für „Humans 2.0“ komponiert hat und die dem Ganzen einen durchgängigen Faden und Rahmen gibt.
“Humans 2.0” – zweiter Anlauf für eine erstklassige Show
Der Produktion gelingt es, ohne dass ein einziges Wort gesprochen wird, die Gesamtheit menschlichen Fühlens und Zusammenlebens zu erzählen: von Albernheit und Slapstick hin zu überbordender Freude bis zu traurigen und tiefberührenden Momenten.
Eines wird aber in jeder der gezeigten Nummern deutlich, sei es an der menschlichen Pyramide, dem Akt am Seil oder dem Trapez oder dem gegenseitigen Fangen, Halten oder auf dem Kopf des Partners zu stehen: Menschsein funktioniert nur miteinander. Dabei meint man als Zuschauer, dass das, was man dort sieht eigentlich physisch nicht möglich ist und dennoch geschieht es aber eben doch gerade vor den eigenen Augen.
Das Menschsein: Bedingung ist das Miteinander
Ist das Ganze nun Akrobatik, Tanz, Theater oder Clownerie? Es ist von allem etwas und dennoch passt es in keine Schublade und will es auch gar nicht. Das Bewegende der Show ist, dass sie ein Abbild eines freundlichen, optimistischen und einander zugewandten Menschseins ist: wer springt oder sich fallen lässt, kann sicher sein, dass da Hände sind, die ihn halten und auffangen. Genauso aber wird der Einzelne frei gegeben und losgelassen, wie Jugendliche, die flügge werden und auf eigenen Beinen stehen, aus eigener Kraft Dinge bewältigen.
Doch auch das Scheitern, das Wiederaufstehen werden künstlerisch umgesetzt, ebenso wie die Lust, sich dem Spass, der Komik oder einem albernen Tanz hinzugeben, sich ohne Scham als Mensch zeigen zu dürfen und zu können.
„Humans 2.0“ – eine Feier für das Menschsein
In einer Zeit, in der das Wort kaum noch etwas gilt, geredet wird, ohne, dass man dem Gerede noch Glauben schenken kann, ist das Pure, Schlichte, Einfache, das in der Show nur mit und durch den menschlichen Körper vermittelt wird, unglaublich wohltuend, kraftvoll und packend. „Humans 2.0“ feiert nichts weniger als das Menschsein und berührt für länger als nur einen Abend.
