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Human Rights Watch verurteilt Frauenunterdrückung in Afghanistan

Vor drei Jahren zogen die westlichen Truppen Hals über Kopf aus Afghanistan ab. Die radikalislamischen Taliban hatten wieder das Kommando. Seitdem haben sich die schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

Die Taliban haben seit ihrer Machtübernahme in Afghanistan vor drei Jahren nach Einschätzung von Experten “die schwerste Frauenrechtskrise weltweit ausgelöst”. Zugleich erlebe Afghanistan seit dem 15. August 2021 eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt, erklärte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Montag in New York. Hilfsgelder wurden demnach stark gekürzt und Tausende Afghaninnen und Afghanen von Pakistan zurück nach Afghanistan abgeschoben. “Tausende weitere harren aus, in der Hoffnung, in westliche Länder ausreisen zu können.”

Afghanistan ist unter der Herrschaft der Taliban das einzige Land der Welt, in dem Mädchen nur bis zur sechsten Klasse zur Schule gehen dürfen, wie HRW betont. “Die Taliban haben Frauen zudem ihres Rechts auf Freizügigkeit beraubt, sie von vielen Berufen ausgeschlossen, Schutzmaßnahmen für Frauen und Mädchen, die geschlechtsspezifische Gewalt erfahren haben, abgebaut und den Zugang zu medizinischer Versorgung erschwert.”

Zudem hinderten sie Frauen und Mädchen daran, Sport zu treiben oder Parks zu besuchen. HRW zitiert den UN-Sonderberichterstatter für Afghanistan, Richard Bennett, die Taliban-Herrschaft sei “ein institutionalisiertes System der Diskriminierung, Segregation, Missachtung der Menschenwürde und Ausgrenzung von Frauen und Mädchen”.

HRW-Afghanistan-Expertin Fereshta Abbasi forderte, alle Regierungen sollten Bemühungen unterstützen, die Taliban-Führung und alle, die für schwere Verbrechen in Afghanistan verantwortlich seien, zur Rechenschaft zu ziehen.

Seit Januar 2024 haben die Taliban den Angaben zufolge Frauen und Mädchen in Kabul und anderen Provinzen festgenommen, weil diese sich angeblich nicht an die vorgeschriebene, strenge Kleiderordnung gehalten haben. Nach UN-Informationen wurden einige der Betroffenen tagelang in Isolationshaft gehalten und waren körperlicher Gewalt und Drohungen ausgesetzt. Demonstrierende und kritische Medienschaffende würden ebenfalls inhaftiert und gefoltert.

23 Millionen Menschen in Afghanistan seien von Ernährungsunsicherheit betroffen, so HRW unter Berufung auf UN-Angaben. “Frauen und Mädchen sind hierbei mit am stärksten betroffen.” Der Plan der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe für das Jahr 2024 sei unterfinanziert; bis August hätten die Geberländer nur zwölf Prozent der benötigten Mittel bereitgestellt.