Müden/Bockenem. Julia Lüder und Josef Weber sind am Pfingstwochenende in Bockenem-Mahlum vor den Altar getreten. „In meinem Heimatort und in der Kirche, in der schon meine Eltern und Großeltern getraut wurden“, sagt die 30-Jährige. Im Januar 2020 hat ihr Josef ihr den Heiratsantrag gemacht. Von Corona hatte da noch kaum jemand gehört. Das Paar aus Berlin gehört zu denjenigen, die anders als viele am Termin für die kirchliche Hochzeit festgehalten haben.
Dabei mussten sie zwischen Hoffen und Bangen immer mehr Abstriche machen. „Fotografin, DJ, Gaststätte – alles war schon geplant“, sagt Julia Lüder. 75 Gäste sollten zunächst kommen, dann 50. „Noch vor ein paar Monaten waren wir optimistisch.“ Nachdem sie dann jedoch die Dorfkirche mit Pastorin Christina Bosse besichtigt hatten, war klar: Nur die engste Familie und einige wenige beste Freunde könnten zum Traugottesdienst kommen.
Viele Absagen
Das Brautpaar ist die Ausnahme. Standesämter verzeichnen im zweiten Corona-Jahr teils zurückhaltende Anfragen und Absagen von Brautpaaren. Bei kirchlichen Trauungen ist der Trend für das Frühjahr noch deutlicher.
„Es werden fast täglich kurzfristig und teilweise mehrfach Termine umgebucht für einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr oder für 2022“, berichtet eine Sprecherin der Stadt Lüneburg vom dortigen Standesamt. Insgesamt aber sei der Rückgang der Eheschließungen moderat. Auch Udo Möller von der Stadt Hannover sagt: „Eine generelle Verunsicherung besteht.“ Der Heiratswille sei aber da. Aus Braunschweig heißt es Ähnliches, es würden Termine verschoben oder in Standesämter außerhalb der Stadt verlegt.

Tanja und Andre Hallmanseder haben sich in Müden bei Celle von Pastor Rudolf Blümcke den kirchlichen Segen für ihre Ehe zusprechen lassen. „Wir haben uns fast zwei Jahre lang darauf gefreut“, begründet Hallmanseder, warum auch sie am Termin festgehalten haben. „Auch der Pastor hat sich gefreut, in diesem Jahr war es seine erste Trauung.“
Hoffnung auf den Herbst
Weil nach der kirchlichen Hochzeit große Feste Tradition haben, verzeichnen Kirchengemeinden Absagen und Verschiebungen. Die Marktkirche in Hannover etwa wird aktuell von Brautpaaren kaum angefragt. Und in der bei Brautpaaren beliebten „Ole Kerk“ im Heideort Bispingen hatten sich im vergangenen Jahr 25 Paare einen Termin gesichert, wie Pastor Frank Blase berichtet. Nur vier Hochzeiten fanden jedoch statt. Auch im laufenden Jahr sind von 20 Hochzeiten mehr als die Hälfte verschoben worden.
Wie Sprecher Florian Gartmann aus dem Kirchen-Sprengel Hannover berichtet, ballen sich dagegen Anfragen für den Herbst, verbunden mit der Hoffnung, dass dann vieles wieder möglich ist.