Am 13. Juli jährt sich der Todestag des deutschen Kaisers Heinrich II. zum tausendsten Mal. Heinrich der Heilige (um 973-1024), wie er auch genannt wird, gilt nicht zuletzt wegen seiner Verdienste um die Kirche als einer der bedeutendsten Kaiser des frühen Mittelalters. In Bamberg werden er und seine Frau Kunigunde bis heute verehrt. Heinrich gründete 1007 das Bistum Bamberg und stiftete den Dom. Warum er dennoch kein Heiliger war, erklärt der Göttinger Historiker Peter Aufgebauer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
epd: Historiker rühmen Heinrichs Sorge um das Wohl der Kirche. Was hat es damit auf sich?
Aufgebauer: Als Kind seiner Zeit war Heinrich von einer tiefen Frömmigkeit geprägt. Er lebte in der damals verbreiteten Erwartung, dass das Jüngste Gericht unmittelbar bevorsteht. Als König verstand er sich als Stellvertreter Christi und sah sich dem Wohlergehen der Kirche verpflichtet. So hat er mehr als 60 Bischöfe ausgewählt und eingesetzt. Durch seine Personalpolitik hat er die Kirche gestärkt und seine eigene Herrschaft stabilisiert, denn Bischöfe waren damals zugleich weltliche Reichsfürsten. Nach heutigen Maßstäben ist es dabei natürlich nicht nur christlich zugegangen. Viele Historiker sehen in Heinrich auch einen skrupellosen Machtmenschen.
epd: Auch als Missionar war Heinrich nicht zimperlich.
Aufgebauer: Das Christentum zu verbreiten, notfalls auch mit dem Schwert, wurde in der Zeit um 1000 von einem guten Herrscher erwartet. Dabei berief man sich auf den sogenannten Missionsbefehl am Ende des Matthäus-Evangeliums: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker.“ Entsprechenden Druck übte Heinrich daher auf die heidnischen Slawen aus, die noch vereinzelt im Gebiet des von ihm gegründeten Bistums Bamberg lebten.
epd: Warum wurde er rund 120 Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen?
Aufgebauer: Ein Heiliger, wie wir ihn uns vorstellen, war Heinrich sicher nicht. Seine Aufnahme in den Kreis der Heiligen geschah auf Betreiben Bamberger Kleriker, um das Bistum zu stärken. Dabei half, dass Heinrich den Bamberger Dom aus eigenen Mitteln gestiftet hatte, was als besonders fromme Tat galt. Zudem entstand die fromme Legende, er und seine Frau Kunigunde hätten eine sogenannte Josefsehe geführt, weil sie keine Kinder hatten. Der wahre Grund ist vermutlich biologisches Pech. Absichtlich kinderlos zu bleiben, hätte der Logik der Königsherrschaft ganz und gar widersprochen. (00/2112/10.07.2024)