Das internationale christliche Hilfswerk „Shelter Now“ hat zu Spenden für sein Gehörlosen-Zentrum in der afghanischen Hauptstadt Kabul aufgerufen. Der Verein brauche dringend finanzielle Unterstützung, um das Zentrum weiterbetreiben zu können, erklärte der deutsche Shelter Now-Direktor Matthias Stechert. Ein großer Geldgeber sei abgesprungen. In der Einrichtung erhalten rund 40 Kinder und junge Erwachsene Schulunterricht in Gebärdensprache.
Viele Schüler berichteten, dass die Eltern nicht mit ihnen kommunizieren können oder ihnen die Gebärdensprache verbieten, sagte Projektmanager Johannes Nielen, der das Zentrum kürzlich besucht hat. Sie sähen die Schule als ihr zweites Zuhause an, weil sie sich dort verstanden fühlten.
Unter den 15 Schulen für Gehörlose in Afghanistan sei das von Shelter Now getragene Zentrum das
einzige, das auch erwachsene Männer und Frauen aufnimmt, sagte Nielen. Etliche junge Männer
blieben auch nach der Schulzeit in dem Zentrum, weil sie keine Arbeit fänden. „Das Hilfswerk würde daher gerne künftig auch Kurse zur Vorbereitung auf verschiedene Berufe anbieten.“
Besorgt äußerten sich Stechert und Nielen über die immer dramatischere Ernährungslage in
Afghanistan. Laut dem Welternährungsprogramm WFP wisse einer von vier Afghanen nicht, wo die
nächste Mahlzeit herkommen solle. Besonders von Armut betroffen seien Minderheiten wie die halbnomadischen Kuchis und die Volksgruppe der Chalou. Sie gingen bei offiziellen Verteilungen
von Hilfsgütern oft leer aus.