Schlechte Zeiten für die weltweite Gesundheit: Während die USA aus internationalen Organisationen aussteigen, kürzen andere Geberländer ihre Entwicklungsausgaben. Millionen Menschen könnten betroffen sein.
Zum Weltgesundheitstag am Montag warnt das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor vor dramatischen Folgen durch Streichungen bei der Entwicklungshilfe. “Trotz einiger positiver Entwicklungen bleibt die Ungleichheit in der weltweiten Gesundheitsversorgung erschreckend groß”, sagte Misereor-Gesundheitsexpertin Ellen Schmitt am Donnerstag in Aachen.
Schon durch Corona seien viele Gesundheitsdaten schlechter geworden. Jetzt drohe durch Kürzungen bei der Entwicklungshilfe etwa in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz ein weiterer Rückschlag. Dass die USA sich als global größter Geldgeber für Gesundheits-Projekte zurückziehen wollten, sei “ein Horror-Szenario für Millionen Menschen” und bedeute einen dramatischen Anstieg vermeidbarer und behandelbarer Krankheiten wie HIV, Tuberkulose oder Malaria.
Der jeweils am 7. April begangene Weltgesundheitstag bildet in diesem Jahr den Auftakt zu einer einjährigen Kampagne zur Förderung der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen. Die Aktion mit dem Titel “Gesunde Anfänge, hoffnungsvolle Zukunft” soll Regierungen und Gesundheitsberufe auffordern, ihre Bemühungen zur Beendigung der vermeidbaren Todesfälle bei Müttern und Neugeborenen zu intensivieren.
Misereor wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass weltweit alle elf Sekunden eine schwangere Frau oder ein neugeborenes Kind sterben – oft an vermeidbaren Krankheiten oder Komplikationen bei der Geburt. Besonders alarmierend sei die Lage im Südsudan, wo die Müttersterblichkeit weltweit am höchsten sei und nur 19 Prozent der Geburten von geschultem Gesundheitspersonal betreut werden könnten.
Zugleich verwies das Bischöfliche Hilfswerk auf weltweite Erfolge: Seit 1990 sei die globale Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren um 60 Prozent gesunken. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen sei seit 1960 weltweit von 51 auf 71 Jahre gestiegen.
Mit Blick auf Deutschland forderten der Sozialverband VdK und die Aktion Mensch Investitionen in ein barrierefreies Gesundheitssystem. Nach einer am Donnerstag in Bonn veröffentlichten Umfrage für die Aktion Mensch beklagten 54 Prozent der Menschen mit Behinderung Barrieren oder Hürden, die den Zugang zu Gesundheitsleistungen erschweren. 41 Prozent kritisierten finanzielle Hürden und hohe Kosten bei Zuzahlungen, 36 Prozent ein Nichteingehen auf besondere Bedarfe aufgrund ihrer Behinderung und 25 Prozent räumliche Barrieren wie etwa fehlende Rampen. Durch hohe Gesundheitskosten belastet fühlen sich damit mehr als doppelt so viele wie in der Gesamtbevölkerung (20 Prozent).
Die Sprecherin der Aktion Mensch, Christina Marx, erklärte, jeder fünfte Betroffene habe Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung durch Gesundheitspersonal. Kritisch äußert sich die Mehrheit der Befragten außerdem in Bezug auf Behörden, Kranken- oder Pflegeversicherungen: 61 Prozent sind der Meinung, dass diese Institutionen sie nicht genügend bei der Gesundheitsförderung unterstützen. Am Kontakt mit Behörden und Versicherungen beklagen sie dabei vor allem die lange Bearbeitungsdauer (36 Prozent) und bewerten ihn als frustrierend (30 Prozent) sowie kompliziert (28 Prozent). Ein positives Bild zeichnet die Umfrage dagegen bei der Bewertung des Gesundheitssystems insgesamt: Immerhin fast zwei Drittel (64 Prozent) der Menschen mit Behinderung fühlen sich grundsätzlich gut durch dieses unterstützt.