Die Schulpflicht gilt in der Bundesrepublik auch für Kinder aus geflüchteten Familien. Doch bei der Umsetzung gibt es laut einer aktuellen Auswertung gravierende Defizite.
Nach Deutschland geflüchtete Kinder und Jugendliche müssen teils mehrere Monate oder gar Jahre warten, bis sie eine Regel-Schulklasse besuchen können. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Auswertung des Deutschen Kinderhilfswerks hervor. Sie basiert auf Befragungen der zuständigen Landesregierungen.
“Nach langem Aufenthalt in Erstaufnahmeeinrichtungen, in denen vielerorts eine qualitativ unzureichende oder keine Beschulung stattfindet, kommt es auch nach der Umverteilung regelmäßig zu erheblichen Wartezeiten”, so das Fazit des Hilfswerks. Hinzu komme der Besuch von Vorbereitungsklassen, der bis zu zwei Schuljahre umfasse. Insgesamt könne es für geflüchtete Kinder bis zu drei Jahre dauern, bis sie in einer Regelklasse unterrichtet würden.
“Damit bleiben diese Kinder bei der Bildung auf der Strecke”, kritisiert Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. Er sieht darin einen Verstoß gegen das Recht auf Bildung. Zudem sei es problematisch, dass Daten zum Bildungszugang geflüchteter Kinder in keinem Bundesland systematisch erhoben würden. Eine zuverlässige Überprüfung sei daher bislang nicht möglich.