Artikel teilen:

Hilfen aus Deutschland für Marokko – Kritik an Regierung

Obwohl die Regierung kein Hilfegesuch gestellt hat, gibt es auch aus Deutschland inzwischen Unterstützung für die Erdbebengebiete in Marokko. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) helfe dabei, die Wasserversorgung aufrecht zu halten, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der “Rheinischen Post”. Auch Caritas international helfe über Partnerorganisationen – und übte Kritik an der Regierung in Rabat.

In den kommenden Wochen werde es in Marokko vor allem darum gehen, die betroffene Bevölkerung mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Unterkünften zu versorgen, erklärte Hasselfeldt. Dafür befinde man sich in Abstimmung mit dem Partner vor Ort, dem Marokkanischen Roten Halbmond. Es gehe darum, genau zu erfassen, “welche Hilfe in welchem Umfang am dringendsten benötigt wird, damit wir zielführend unterstützen und unsere Hilfe fortwährend an die sich ständig verändernden Bedarfe vor Ort anpassen können.” Ebenso gehe das DRK derzeit auch in den Flutgebieten in Libyen vor.

Gemeinsam riefen Rotes Kreuz, Roter Halbmond und die Weltgesundheitsorganisation WHO zudem dazu auf, Katastrophen-Tote wie in Marokko und Libyen nicht vorschnell zu beerdigen. Für die Hinterbliebenen und auch aus rechtlichen Gründen ist es demnach wichtig, die Toten zu identifizieren und in auffindbaren Einzelgräbern zu bestatten. Die Angehörigen müssten informiert sein und bräuchten die Möglichkeit, gemäß eigener kultureller, religiöser und familiärer Riten zu trauern und zu beerdigen. Andernfalls drohten psychische Langzeitfolgen für die Angehörigen und entsprechende Probleme in der ganzen überlebenden Bevölkerung.

Auch das katholische Katastrophenhilfswerk Caritas international kann nach eigenen Angaben bereits über Partner vor Ort Hilfe leisten. Im Interview mit dem Kölner domradio.de übte der Leiter von Caritas international Kritik an der marokkanischen Regierung. Diese habe die Folgen des Erdbebens sowie die Leistungsfähigkeit der eigenen Katastrophenhilfe falsch eingeschätzt. “Aus jetziger Sicht wäre es vielleicht besser gewesen, doch mehr ausländische Helfer ins Land zu lassen, weil uns regelmäßig berichtet wird, dass Hilfe oftmals nur sehr zögerlich oder fast noch gar nicht in entlegenen Dörfern angekommen ist.”

Nach dem Beben hatte Marokko ausländische Hilfe zunächst nur aus Spanien, England, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten zugelassen. Das Technische Hilfswerk aus Deutschland setzte einen Einsatz am vergangenen Wochenende kurzfristig aus.

Im ersten Moment sei die Reaktion der marokkanischen Regierung nachvollziehbar, so Müller, “weil auch ausländische Helfer natürlich Ressourcen brauchen – etwa an Übersetzung, an Transport”. Marokko sei zudem kein Entwicklungsland und verfüge selbst über staatliche Strukturen der Nothilfe. “Diese Kapazitäten hat die Regierung vielleicht optimistischer eingeschätzt, als sie sich jetzt darstellen.” Die Situation sei weiterhin kritisch, betonte Müller. “Viele besitzen nur das Wenige, was sie am Leib tragen und vielleicht noch ein paar wenige Dinge, die sie aus dem Schutt ihrer Häuser ausgraben konnten. Die Menschen sind erst mal auf alles angewiesen.”