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Hilfe in Myanmar weiter schwierig – besonders Kinder leiden

Im Erdbebengebiet herrscht vielerorts Chaos – vor allem Kinder sind dadurch in Gefahr. Unterdessen kämpfen Helfer mit großen Schwierigkeiten. Die Not wächst, nun drohen auch Seuchen.

In Teilen der zerstörten Erdbebengebiete von Myanmar behindern anhaltende Angriffe des Militärs den Einsatz von Helfern. Die Militärregierung lehnt einen befristeten Waffenstillstand in dem Bürgerkriegsland ab. Juntachef Min Aung Hlaing betonte laut örtlichen Medien (Mittwoch), die “notwendigen Verteidigungsoperationen” würden fortgesetzt. Die demokratische Untergrundregierung Myanmars hatte am Sonntag einen einseitigen Waffenstillstand in den von dem schweren Erdbeben betroffenen Regionen verkündet.

Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer nach dem Beben auf mehr als 2.700, wie die Junta mitteilte. Mehr als 4.500 Menschen wurden demnach verletzt, rund 400 Menschen seien vermisst.

Truppen der Militärjunta hatten am Dienstag das Feuer auf einen Hilfskonvoi des chinesischen Roten Kreuzes eröffnet. Dieser war unterwegs, um Opfer des Erdbebens in den Regionen Sagaing und Mandalay zu unterstützen. Der Konvoi habe keine Genehmigung der Behörden gehabt, sagte ein Sprecher der Junta.

Der Programmleiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Michael Frischmuth, forderte, die Arbeit von Helfenden dürfe nicht durch Kämpfe gefährdet werden. Berichte von vor Ort seien erschreckend. “Viele Menschen sind verzweifelt, und sie hat bisher noch keine umfangreiche Hilfe erreicht”, so Frischmuth. Durch hohe Temperaturen und fehlendes Trinkwasser drohe “eine Katastrophe nach der Katastrophe”.

Auch die Teams der Hilfsorganisation Care berichteten von einer dramatischen Lage. Rettungsteams suchten weiterhin nach Verschütteten, während Krankenhäuser bereits jetzt völlig überlastet seien. Viele Menschen seien ohne Wasser, Nahrung und Schutz vor der Hitze. Hinzu komme eine wachsende Sorge vor einem möglichen Zyklon Anfang April, der die Lage verschärfen könnte.

Einsatzteams von Ärzte ohne Grenzen verwiesen auf eine zerstörte Infrastruktur. Die Stromversorgung sei stark eingeschränkt, Menschen benötigten dringend sauberes Wasser und Latrinen. Der Konflikt, Kommunikationsausfälle und Zugangsbeschränkungen machten es schwierig, das volle Ausmaß der Schäden und des medizinischen Bedarfs zu ermitteln. Auch über die Situation in entlegenen Gebieten sei bislang wenig bekannt.

Unterdessen stellte das katholische Hilfswerk missio Aachen seinen kirchlichen Partnern in Myanmar rund 144.000 Euro zur Verfügung. Die missio-Partner verteilten damit Wasser, Lebensmittel, Hygiene-Artikel, Mückennetze und Medikamente, hieß es. Zudem gebe es Angebote für erste psychologische Hilfe.

Die Hilfsorganisationen World Vision und Save the Children machten auf die besonders schwierige Situation von Kindern aufmerksam. Schon vor der Katastrophe sei die Lage für viele Familien dramatisch gewesen. “Jetzt haben die Zerstörungen das Leid der Familien noch verschlimmert und die Kinder in große Gefahr gebracht. In Notsituationen wie dieser sind manche Kinder gezwungen zu fliehen, werden von ihren Familien getrennt und sind Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt”, sagte Landesdirektor Kyi Minn. Mädchen seien besonders gefährdet.

Save the Children betonte, besonders Kinder seien ohne Dach über dem Kopf anfällig für die Auswirkungen der Hitze. Ihnen drohten Dehydrierung, Erschöpfung und Hitzschlag. Zudem steige ihr Risiko für Atemwegs- und Nierenerkrankungen. Schon vor dem Erdbeben seien 6,3 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, diese Zahl steige nun weiter.

Die “Aktion Deutschland Hilft” teilte unterdessen mit, dass rund drei Millionen Euro Spenden für Nothilfe eingegangen seien. Zugleich werde immer deutlicher, dass der Bedarf an Hilfe riesig sei. Es fehle an Trinkwasser und medizinischem Material ebenso wie an Zelten und Moskitonetzen. Schnelle Hilfe sei zwingend nötig, um Seuchen zu vermeiden.