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Herz in Aufruhr – Wissenschaftler messen den Puls von Fußballfans

Forscher der Universität Bielefeld messen mithilfe von Smartwatches, wie sehr das DFB-Pokalfinale zwischen Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart die Herzen der Fans höher schlagen lässt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn es um den Aufstieg, Klassenerhalt oder auch den DFB-Pokal geht, können Fußballfans schon mal eine Achterbahn der Gefühle erleben. Wie genau sich ein entscheidendes Spiel auf ihren Puls und ihre Stresswerte auswirkt, wollen jetzt Wissenschaftler der Universität Bielefeld herausfinden. Aktuell konnten sie rund 200 Fans des Fußballclubs Arminia Bielefeld sowie ein gutes Dutzend Fans des VfB Stuttgart gewinnen, die eine Smartwatch der Marke Garmin tragen und ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung stellen – und zwar vor, während und nach dem DFB-Pokalfinale an diesem Samstag. Dann treffen der Drittligist und Außenseiter Bielefeld und Erstligist VfB Stuttgart aufeinander.

Zwar gebe es bereits vereinzelt wissenschaftliche Untersuchungen zum “Fußball-Fieber”, erklärte Christian Deutscher, Professor an der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft der Universität Bielefeld, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 sei zum Beispiel festgestellt worden, dass die Zahl der Herzattacken und tödlichen Herzinfarkte gestiegen war – insbesondere rund um das Finale gegen Argentinien. “Aber konkrete Daten gibt es darüber hinaus nicht.”

Deutscher geht davon aus, dass Puls und Stresswert am Abend des DFB-Pokalfinalsoiels deutlich höher sein werden als an einem “normalen” Samstagabend. Um das vergleichen zu können, interessieren die Forscher auch Daten der Studienteilnehmer vor und nach dem Spiel. Zudem können sie mithilfe der Smartwatches laut Deutscher genau ermitteln, wie sehr Fouls, Tore oder Torchancen während des Spiels den Puls der Fans steigen lassen: “Anhand des Zeitstempels der Uhren können wir das genau verfolgen.”

Der Smartwatch-Hersteller Garmin aus den USA bietet der Universität zufolge Forschenden weltweit einen Zugang, um datenschutzkonform an Daten von Kunden zu gelangen, die sich freiwillig für wissenschaftliche Studien angemeldet haben. Andere Smartwatch-Marken müssten deshalb bei der Studie außen vor bleiben. Die Mindestzahl von 100 Teilnehmen haben die Forscher schon erreicht – weitere Probanden sind aber willkommen, vor allem Fans des VfB Stuttgart. Wegen des großen öffentlichen Interesses wurde die Studie auf sie ausgeweitet. “Je schneller sich Interessierte bei uns melden, desto besser”, sagt Deutscher.

Ihm zufolge sind Smartwatch-Träger meist Menschen mit einer “gewissen Affinität zu Bewegung”. Der Studie schade diese verengte Probandengruppe aber nicht, im Gegenteil. “Es ist ein Vorteil, dass wir keine große Bandbreite haben”, sagt der Professor. Es schränke auch die Aussagekraft der Ergebnisse nicht ein. “Denn bei regelmäßigem Tragen der Uhr im Alltag lässt sich der mögliche Effekt des Fußballfiebers individuell herausrechnen.” Die Ergebnisse der Studie “Unser Herz schlägt für Arminia” wollen die Wissenschaftler rund um Deutscher wenige Tage nach dem Spiel bekannt geben.