Es ist eine Binsenweisheit, dass die Reformatoren eine größere Distanz zum Karneval zeigten als die katholische Kirche. Besonders in calvinistisch geprägten Regionen werden die „tollen Tage“ deshalb bis heute gemieden, wenn nicht gar verteufelt. Auch Martin Luther warnte vor Zügellosigkeit und den Ausschweifungen des Karnevals. Nun mischen sich in der Region meiner Kindheit reformierter Glaube und Erweckungsbewegung. Ein brisanter Mix, wenn es um die „fünfte Jahreszeit“ geht. So bildeten in Siegen „Offene Abende“ über drei Jahrzehnte ein frommes Gegengewicht zu den Karnevalsveranstaltungen. Hier ging man als Jugendlicher hin. Nicht zu Partys oder Prunksitzungen. Kostüme und Alkohol waren tabu. In manchen Jahren kamen bis zu 10 000 Jugendliche in die Siegerlandhalle. Und manche christliche Musikgruppe startete bei den „Offenen Abenden“ ihre Karriere.
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Heimlich zu den Katholiken
