Hans Eichel, ehemaliger Oberbürgermeister von Kassel und späterer Bundesfinanzminister, treibt die Zukunft der Documenta-Kunstausstellung in der nordhessischen Stadt um. Die Antisemitismus-Vorwürfe zur „documenta 15“ im Jahr 2022 seien zwar nicht gänzlich falsch, „aber weit überzogen gewesen“, sagte der SPD-Politiker Eichel dem Magazin „stern“. Er setze sich auch öffentlich dafür ein, dass die Kunstfreiheit gewahrt bleibe.
Der 82 Jahre alte Eichel sagte, die Documenta habe ihm immer am Herzen gelegen. Schon 1955 als 13-Jähriger sei er mit seinen Eltern dort gewesen. Eichel war von 1975 bis 1991 Oberbürgermeister von Kassel, im Anschluss hessischer Ministerpräsident und von 1999 bis 2005 Bundesfinanzminister.
Die „documenta 15“ vor zwei Jahren war von einem Antisemitismus-Skandal überschattet. Der künstlerischen Leitung, dem indonesischen Kuratorenkollektiv Ruangrupa, und einigen Künstlern wurde eine Nähe zur antiisraelischen Boykottbewegung BDS vorgeworfen worden. Kurz nach der Eröffnung wurde ein Werk mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgehängt. Später lösten weitere Werke Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Ausstellung aus. Die nächste Documenta ist für 2027 geplant.
Eichel sagte in dem am Donnerstag erschienen Interview, Architekt sei sein Traumberuf gewesen. Als er dem Bundestag angehörte, habe er immer einen Zeichenblock dabei gehabt. „Wenn ich mich langweilte, habe ich Häuser gezeichnet. Diese Leidenschaft ist mir bis heute geblieben“, sagte er.