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Handwerk im Südwesten alarmiert: 50.000 Betriebe suchen Nachfolger

Dem Handwerk in Baden-Württemberg droht in den kommenden zehn Jahren eine massive Schließungswelle. Für rund 50.000 Betriebe stehe eine Übergabe an, doch es fehlten die Nachfolger, schreibt der Baden-Württembergische Handwerkstag in einer Mitteilung vom Mittwoch. Grund für den hohen Übergabe-Bedarf ist laut einer Auswertung der Organisation die überalterte Inhaberstruktur: Demnach ist bereits jeder zweite Chef eines Handwerksbetriebs älter als 50 Jahre, jeder dritte sogar über 55.

Besonders im zulassungspflichtigen Handwerk, das auf einen Meisterbrief angewiesen ist, mangelt es den Angaben zufolge an jungen Unternehmern. Gerade diese Betriebe gelten als wichtige Ausbilder. In den zulassungsfreien Berufen, etwa bei Fotografen oder Gebäudereinigern, gebe es zwar mehr junge Gründer, ihre langfristige Stabilität am Markt sei jedoch ungewiss.

Rainer Reichhold, Präsident von Handwerk BW, warnt vor den Folgen dieser Entwicklung: „Wenn es uns nicht gelingt, Nachfolgen zu sichern und Gründungen zu fördern, droht dem Südwesten beim Handwerk ein Substanzverlust mit Ansage.“ Oft seien die Betriebe wirtschaftlich gesund, müssten aber schließen, weil niemand die Führung übernehmen wolle oder könne. Reichhold betont: „Meisterbetriebe sind nicht nur Ausbildungsstätten, sondern wirtschaftliche Ankerpunkte in Stadt und Land – wenn sie wegfallen, hinterlässt das Lücken, die keiner schnell schließen kann.“

Der Verband fordert daher ein Bündel an Gegenmaßnahmen. Dazu gehören eine höhere Meisterprämie, bessere Informationen über die Betriebsnachfolge als Karriereweg und eine Berufsorientierung, die junge Menschen gezielt für das Unternehmertum begeistert. Die Daten für die Auswertung stammen aus den Handwerksrollen vom Mai und decken rund 72 Prozent aller Betriebe in Baden-Württemberg ab. (1594/02.07.2025)