Unter dem Titel „Echte Männer holen sich Hilfe“ startet die Hamburger Sozialbehörde eine Kampagne gegen häusliche Gewalt. Für die steigenden Fallzahlen in diesem Bereich sind mehrheitlich Männer verantwortlich, deshalb richte sich die Kampagne explizit an potenzielle oder bereits gewordene Täter, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. In den kommenden Wochen laufe die Kampagne auf Social-Media-Plattformen, zudem würden Plakate im öffentlichen Raum auf das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie toxische Männlichkeitskonzepte aufmerksam machen. Partner der Kampagne sei der Hamburger Sportverein (HSV).
„Häusliche Gewalt ist ein Problem der Täter, kein Frauenproblem“, sagte Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD). Mit der Kampagne werde ein wichtiger Teil des im Sommer verabschiedeten Gewaltschutzkonzepts umgesetzt, hieß es. Der Senat will die Hilfe- und Beratungsstrukturen stärken und männliche Gewalttäter weiter in den Fokus rücken.
Laut Factsheet Opferschutz wurden im vergangenen Jahr in Hamburg 1.462 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet, zudem wurden 594 Fälle sexualisierter Gewalt und laut Polizeilicher Kriminalstatistik 449 Fälle von Nachstellungen (Stalking) registriert.
Die Kampagne nehme gewaltfördernde Einstellungen und Verhaltensweisen von Männern kritisch in den Fokus. Täter oder potenzielle Täter sollen zu einem gewaltfreien Verhalten motiviert werden, aber auch Männer insgesamt für das Thema häusliche Gewalt sensibilisiert werden, hieß es. Auf der Internetseite www.hamburg.de/go/gemeinsam-gewaltfrei finden Männer Beratungsstellen in Hamburg und Hintergrundinformationen zu Ursachen häuslicher Gewalt und toxischen Männerbildern.
„Männlichkeit bedeutet auch, sich Hilfe zu suchen, wenn Mann nicht mehr weiter weiß, Zugang zu Gefühlen und Bedürfnissen zu haben, die eigenen Grenzen und die Grenzen anderer zu erkennen und zu achten“, sagte Torsten Brakemann von der Hamburger Beratungsstelle für Täter häuslicher Gewalt und Stalking (BeTA). Anderenfalls werde Männlichkeit toxisch und ende in Partnerschaftsgewalt.
Thematisiert würden verschiedenste Formen häuslicher Gewalt: neben physischer Gewalt gehe es auch um weitere Gewaltformen wie sexualisierte Gewalt, psychische Gewalt, soziale Gewalt, Belästigung und Nachstellung sowie ökonomische Gewalt. An der Kampagne wirkten Experten der Hamburger Beratungsstellen BeTA, Beratungsstelle für Täter sowie des Jungenpräventionsprojekts comMITment mit.