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Hamburg: Die Kehrseite des Feuerwerks

Zum Jahreswechsel wird es auf Hamburgs Straßen laut und am Himmel über der Stadt bunt. Doch nicht alle Feiernden verhalten sich beim Zünden von Feuerwerkskörpern ordentlich. Die Polizei Hamburg hat aus diesem Grund auch für das diesjährige Silvesterfest für den Bereich um die Binnenalster eine Allgemeinverfügung erlassen. Sie verbietet das Mitführen von Böllern und Raketen von 18 Uhr am Silvesterabend bis um 1 Uhr am Neujahrsmorgen. In der Vergangenheit habe es dort wiederholt „gefährliche und bedrohliche Situationen“ gegeben. Besucherinnen, Besucher und Einsatzkräfte seien „teilweise gezielt mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen“ worden, schreibt die Polizei. „Dabei wurden zahlreiche Personen verletzt, darunter auch Kinder.“ Die Verfügung gilt auch für den Rathausmarkt.

Einige Menschen verletzen sich beim Abbrennen von Feuerwerk auch selbst. Der Hamburger Zoll rät dazu, schon beim Kauf von Feuerwerkskörpern auf Sicherheit zu achten. Insbesondere kurz vor Silvester würden Feuerwerkskörper unbekannter Herkunft oder mit mangelnder Verarbeitung eingeführt und angeboten, deren Verwendung im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein könnte. Wer selbst unerlaubte Feuerwerkskörper einführe, macht sich strafbar und müsse mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.

Der Naturschutzbund (Nabu) Hamburg ruft zu einem generellen Verzicht auf privates Feuerwerk auf. Vögel, Wildtiere und Menschen litten unter der lauten Knallerei, zudem führe Feuerwerk zu erhöhter Feinstaubbelastung. „Der Jahreswechsel lässt sich auch ohne privates Silvesterfeuerwerk gut feiern“, erklärt Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg. „Wir schlagen vor, dass die Stadt ein zentrales Feuerwerk organisiert, vorzugsweise jedoch eine Lichtshow ganz ohne laute Knallerei.“

Der Nabu Hamburg mahnt zudem, dass Feuerwerk gerade in Zeiten von Krieg für viele Menschen traumatisierend sein könne. „Mit Blick auf die geopolitische Lage wäre es mehr als angebracht, diese Form der Feierlichkeiten zu überdenken“, findet Siegert. Lautes Geknalle und Explosionen könnten „besonders bei Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind oder traumatische Erfahrungen gemacht haben, starke Belastungen und Angstzustände auslösen“.

Ein anderes Problem von Feuerwerk ist Müll. Am Neujahrstag 2024 entfernten rund 70 Mitarbeitende der Stadtreinigung Hamburg etwa 14 Tonnen Silvestermüll von Gehwegen und Fahrbahnen an traditionellen Silvester-Treffpunkten wie den Landungsbrücken, dem Fischmarkt, der Reeperbahn und Fußgängerzonen in Harburg und Bergedorf. Neben Kartonagen und Böllermüll kamen dabei Glasscherben und Flaschen zusammen. Auch in einigen Grünanlagen entfernte die Stadtreinigung Böllerreste.

Mögliche Alternativen zum Feuerwerk: Die Diakonie Hamburg unterstützt auch in diesem Jahr die Spendenaktion „Brot statt Böller“, zu der das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ seit über 40 Jahren traditionell zum Jahreswechsel aufruft. Wer weniger oder keine Feuerwerkskörper kauft, könne mit dem eingesparten Geld das Hilfswerk im Kampf gegen den Hunger auf der Welt unterstützen. Wer dem Feuerwerkstrubel um sich herum komplett entgehen möchte, kann aus der Stadt fliehen: Auf Sylt, Amrum und in der Gemeinde St. Peter-Ording ist Feuerwerk komplett verboten.