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Hände falten statt Antworten suchen

UK 48/2015, Leitartikel (Seite 1: „Warum lässt Gott das zu?“)
Danke für den Mut von UK, über den Leitartikel die Frage aller Fragen zu stellen, die Christen im tiefsten Leid gen Himmel schreien: Warum?
Keine der Antworten auf solche Fragen kann wirklich überzeugen. Am wenigsten überzeugt einen evangelischen Christen die scheinbar plausible Basisthese: „Gott lässt dem Menschen den freien Willen …“ Ein evangelischer Journalist sollte wissen, dass Martin Luther gegen diese These des Erasmus von Rotterdam das Buch „Vom unfreien Willen“ geschrieben und bis zuletzt als eines seiner wichtigsten Werke angesehen hat.
Der Satz von der Schuld des Menschen soll die anklagende „Warum“-Frage von Gott weg an die Menschen richten. Richtig! Aber er beantwortet die Frage, warum Gott so viel Furchtbares zulässt, auch nicht. Der Allmächtige könnte solche Schreckenstaten doch unterbinden. Warum tut er es nicht?
Der Leitartikel sagt: „Die Christen wissen es auch nicht.“ Richtig! Sie wissen es nicht, aber sie glauben weiter an den, der alles in seiner Hand hält, trotz aller Gewalt- und Terrortaten in der Welt.
Christen müssen nicht von Sprachlosigkeit reden und dabei noch viele Worte machen. Wir können auch in unserem Nichtbegreifen die Hände falten und – statt mühsam nach einer eigenen Antwort zu suchen – mit dem Psalm 72 beten: „Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“

Wolfgang Kopplin, Plettenberg