Die Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße widmet sich in diesem Jahr der vor 75 Jahren erfolgten Gründung zweier deutscher Staaten. Ab Mai werde eine Ausstellung über die Entstehung des Grundgesetzes präsentiert, teilte die Gedenkstätte am Donnerstag mit. Von dessen Ausarbeitung seien Menschen aus der damaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ausgeschlossen gewesen. Die Schau thematisiere auch den Widerstand gegen die Errichtung einer Diktatur in Ostdeutschland.
In der zweiten Jahreshälfte stellt die Gedenkstätte das Thema NS-Zwangsarbeit in den Fokus. Knapp 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnere nur noch wenig an die Ausbeutung von 8,4 Millionen Menschen aus ganz Europa. Mit rund 18.000 Menschen habe der Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern im damaligen Arbeitsamtsbezirk Potsdam vor 80 Jahren einen Höhepunkt erreicht.
Im Gefängnis Lindenstraße seien damals nach Anzeigen, Anklagen und Gerichtsprozessen gegen Zwangsarbeiter etwa 300 Frauen und Männer aus mindestens 23 Nationen inhaftiert gewesen. Eine Ausstellung soll ab Mitte September anhand ausgewählter Biografien die Verfolgungs- und Urteilspraxis am Amts- und Landgericht Potsdam präsentieren.
Die Gedenkstätte Lindenstraße ist in einem ehemaligen Gerichts- und Gefängnisgebäude untergebracht, das in der NS-Zeit Sitz eines „Erbgesundheitsgerichts“ und Gerichtsgefängnis für politisch und „rassisch“ Verfolgte war. Von 1945 bis 1952 war der Komplex zentrales Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes und von 1952 bis 1989 Stasi-Untersuchungsgefängnis.