7.000 Palmen, wie der Titel der künstlerischen Intervention verspricht, sind es nicht, die zur offiziellen Feier zum 70-jährigen Bestehen der documenta gepflanzt werden: Es sind mehr als 200.000. Allerdings keine echten und gepflanzt werden sie schon gar nicht. Es handelt sich vielmehr um grüne und weiße Wimpel in Palmenform. Diese von der Künstlerin Cosima von Bonin – 2007 selbst Teilnehmerin der documenta 12 – entworfene Arbeit, die aneinandergelegt eine Gesamtlänge von 127 Kilometern ergäbe, soll ab dem 7. Juni an möglichst vielen Orten in Kassel zu sehen sein und an das Jubiläum erinnern, sagt Moritz Wesseler, Direktor der Kunsthalle Fridericianum am Donnerstag in Kassel.
Schulen, Pflegeheime, Cafés, Institutionen und Privatpersonen seien aufgerufen, die Stadt in einen Palmenwald zu verwandeln. Ab dem 7. Juni stehen dafür kostenlos Wimpelketten im Foyer des Fridericianums bereit. Jede Wimpelkette – einmal mit weißen, einmal mit grünen Wimpeln – besteht aus zehn Palmen mit einer Länge von 8,20 Metern. Mit Rücksicht auf das nordhessische Wetter sei kein Papier, sondern Stoff für die Herstellung gewählt worden, sagt Wesseler. Wimpelketten hätten die Eigenschaft, auch ungemütliche und triste Orte positiv aufzuwerten. „So eine kleine, simple Geste kann das Leben von Menschen positiv beeinflussen“, gibt er sich überzeugt.
Schon jetzt sind Teile der Innenstadt und auch das Fridericianum selbst mit grünen und weißen Palmenketten überzogen. Passanten zeigten sich angesichts dieses Schmuckes begeistert, sagt Wesseler. „Wir wollen die Menschen dazu einladen, über die Geschichte der documenta nachzudenken und in die Zukunft zu blicken“, fügt er hinzu.
Titel und Gestaltung des Werkes stehen für die Würdigung zweier großer Künstler. Zum einen von Joseph Beuys, der auf der documenta 7 (1982) sein Kunstwerk „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ startete. Dieses Kunstwerk, das bis zur folgenden documenta die Pflanzung von 7.000 Bäumen im Kasseler Stadtgebiet, jeweils flankiert von einer Basaltsäule vorsah, hat das Erscheinungsbild der Stadt bis heute nachhaltig geprägt. Zum anderen erinnert „7.000 Palmen“ an das Werk von Daniel Buren, der ebenfalls auf der documenta 7 den Friedrichsplatz mit einer Vielzahl klassischer Wimpelketten überzogen hatte.
Die Form der von Cosima von Bonin gestalteten Palme ist silhouettenhaft, ein fester Bestandteil ihrer Formensprache. Das Motiv der Palme selbst ist vielschichtig, in politischen Kontexten steht die Palme oft für Frieden, Weisheit oder Überfluss, im westlichen Kulturraum ist sie jedoch auch als Sinnbild für Fernweh oder Sehnsucht nach einem idealisierten Süden bekannt. In der gegenwärtigen Form als Wimpel sei das Projekt „eine kollektive Stadtgestaltung von unten“, ergänzt documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann. Durch die Umsetzung komme man in einen direkten Dialog mit der Bevölkerung.
Das Projekt „7.000 Palmen“ ist vom 7. Juni bis 28. September in Kassel zu sehen.