Artikel teilen:

Großer Teil der Bundesbürger hadert mit Demokratie

Besonders die Ostdeutschen sind unzufrieden. Aber auch im Westen hadern viele Bürger mit der Demokratie. Das Wir-Gefühl schwächelt – allerdings nicht auf örtlicher Ebene. Dort scheint der Zusammenhalt gewachsen zu sein.

Ein großer Teil der Deutschen hadert mit dem Funktionieren des demokratischen Systems. Das geht aus dem neuen “Deutschland-Monitor” des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD), hervor. Laut der repräsentativen Untersuchung, die auf rund 4.000 bundesweit geführten Interviews basiert, gibt es zwar einen breiten Konsens, dass es sich um die beste Staatsform handele, wie der “Spiegel” (Freitag) berichtet. Knapp 40 Prozent der Gesamtbevölkerung aber sind der Studie zufolge mit der Funktionsweise der Demokratie unzufrieden.

In den neuen Bundesländern ist es sogar mehr als die Hälfte der Befragten – 53 Prozent. Besonders ausgeprägt ist diese Haltung in ökonomisch schwächeren Regionen, in denen die Menschen zugleich eine fehlende soziale Gerechtigkeit beklagen und Sorgen vor einem wirtschaftlichen und sozialen Abstieg haben.

Schneider führt den Unmut auf “Abwertungserfahrungen seit den Neunzigerjahren und fehlende Repräsentation” zurück. Er fordert, mehr Führungspositionen mit Ostdeutschen zu besetzen. Gering ausgeprägt ist laut “Deutschland-Monitor” auch das “Wir-Gefühl” im Land. Nur 31 Prozent der Befragten haben demnach ein stabiles Grundvertrauen in ihre Mitmenschen. Nur jeder Achte schätzt den gesellschaftlichen Zusammenhalt positiv ein.

Auf lokaler Ebene ist das soziale Vertrauen dagegen im vergangenen Jahrzehnt gewachsen. Schneider sieht darin eine Chance: Man müsse den lokalen Zusammenhalt stärken, “ohne dabei auszugrenzen”. In den Nachbarschaften müsse man “offen sein für Menschen, die von außerhalb hinzuziehen, ob aus dem In- oder Ausland”.