Das Grenzmuseum Schifflersgrund an der hessisch-thüringischen Grenze hat am Samstag, dem 35. Jahrestag des Mauerfalls, seine neue Dauerausstellung eröffnet. Die Schau „Der Schifflersgrund und die innerdeutsche Grenze“ erstreckt sich über 400 Quadratmeter: 260 Bilder, 110 Dokumente, 98 Objekte und zehn Medienstationen mit über 150 Zeitzeugenvideos beleuchten Ursachen und Auswirkungen der deutschen Teilung. Das Museum nimmt den Ausbau der DDR-Sperranlagen in den Blick und gibt Einblicke in das Leben auf beiden Seiten der Grenze.
Der Leiter Christian Stöber bezeichnete das Museum als „Gedächtnis der Region“: „Wir erzählen ihre Geschichte und setzen dabei ganz bewusst auf die Lebensgeschichten von Menschen aus dem Werra-Meißner-Kreis und dem Eichsfeldkreis“, sagte der Historiker. Zeitzeugen teilen in Videos ihre Erinnerungen an das Leben an der innerdeutschen Grenze: Auch der heute 80-jährige Fluchthelfer Karl-Heinz Wehr aus Bad Sooden-Allendorf kommt zu Wort: „Jeder hätte erschossen werden können. Ich und die Personen, die ich gerade ‘rüberbrachte.“
„Nahezu alle Exponate stammen aus der Region“, erläuterte Stöber. „Jedes hat eine Geschichte, einen Namen, einen Ort.“ Dazu zählen ein Tagebuch eines DDR-Grenzaufklärers mit Eintragungen aus den 1970er Jahren oder Putztücher, die Ursel Lange im thüringischen Asbach verwendete, um mit den geflüchteten Verwandten in Bad Sooden-Allendorf zu kommunizieren, die oft nur wenige Meter entfernt am Grenzzaun standen.
Vom Museumsneubau hat man freie Sicht auf den namensgebenden Schifflersgrund. Knapp ein Kilometer Grenzzaun mit Kontrollstreifen und Kolonnenweg sind im Originalzustand erhalten, ebenso wie der elf Meter hohe Beobachtungsturm BT-9. Zu sehen sind auch 1.000-Watt-Suchscheinwerfer und Rekonstruktionen des Grenzzauns. Nach der Eröffnung am Samstag beginnt auch der Rückbau des Außengeländes: Die Situation von 1989 soll als historischer Ort wiederhergestellt werden. Für die Modernisierung haben die Länder Thüringen und Hessen zusammen mit dem Bund knapp 2,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Das am 3. Oktober 1991 von Bürgern an der einstigen Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik gegründete Museum ist nach eigenen Angaben das älteste Grenzmuseum Deutschlands. Es wurde in der Nähe des Ortes errichtet, an dem der Eichsfelder Heinz-Josef Große am 29. März 1982 während eines Fluchtversuchs erschossen wurde. Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 sollte die Grenzanlage am Schifflersgrund rasch abgebaut werden. Doch Bürger aus dem hessischen Bad Sooden-Allendorf und dem thüringischen Eichsfeld stellten den Erhalt wichtiger Bestandteile wie des Sperrgrabens, Grenzzauns und Beobachtungsturms sicher.