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Grenzen kennen und Ängste überwinden lernen

Fortbildung für männliche Erzieher in Kindertageseinrichtungen mit Gastreferent Tim Rohrmann in Haus Villigst

Die Forderung nach mehr männlichen Erziehern ist vielerorts zu hören. Aber was sollen männliche Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen leisten? Sollen sie sensible Pädagogen, talentierte Fußballer oder kreative Handwerker sein? Und  wofür wird denn wirklich ein Mann aus der Sicht von Mädchen und Jungen gebraucht? – Diese Frage stand im Mittelpunkt einer zweitägigen Fortbildung für männliche Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen in Haus Villigst in Schwerte.
Am ersten Tag wies Gastreferent Tim Rohrmann, Professor für Bildung und Entwicklung im Kindesalter an der Evangelischen Hochschule Dresden, in seinem Vortrag zum Thema darauf hin, dass die Anzahl von Männern in Kitas zwar steigt. Derzeit sind dort bundesweit 31 588 Fachkräfte aktiv. Aber regional und auf die einzelnen Länder bezogen seien die Zahlen sehr unterschiedlich.
Bezogen auf die Fragestellung, wofür Männer gebraucht werden, beschrieb der promovierte Psychologe den derzeitigen wissenschaftlichen Stand der Diskussion und mahnte zur Vorsicht mit Blick auf Vereinfachungen. Mit zahlreichen praktischen Anregungen und Übungen unterstrich Rohrmann dabei die Bedeutung des „risky play“ (Spiel mit der „Gefahr“) in der Arbeit mit Kindern. Er plädierte dafür, dass die Männer diesen Akzent in die Arbeit der Teams mit einbringen sollten.
„Kinder sollen lernen, keine Angst vor Höhen zu haben, sollen Risiken eingehen können und gleichzeitig ihre Grenzen kennen. Das muss man lernen“, stellte Jürgen Haas, Mitarbeiter in der Männerarbeit im Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG) der Evangelischen Kirche von Westfalen, noch mal deutlich heraus. „Das ist auch eine grundlegende Intention für unsere langjährige Arbeit mit Vätern und ihren Kindern.“
Jörg Urbschat, Männerarbeiter, Theologe und Wildnispädagoge gab den 33 Teilnehmern Einblicke in die Erlebnis- und Wildnispädagogik. Viele praktische Einheiten unterstrichen die Bedeutung dieser Arbeitsansätze in einer Kindertageseinrichtung. Darüber hinaus gab es genügend Raum für einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch.
Auch über das zweitägige Tagungsformat hinaus unterstützt die Männerarbeit im landeskirchlichen IKG in Kooperationen mit dem evangelischen Fachverband für Tageseinrichtungen für Kinder in Westfalen und Lippe (evta), der Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Rheinischen Verband Evangelischer Tageseinrichtungen Männer, die in dem Berufsfeld Kita arbeiten möchten. So trifft sich beispielsweise halbjährlich in Westfalen eine Gruppe von Erziehern mit dem Ziel, Praxis­erfahrungen reflexiv in den Blick zu nehmen und in der Gruppe mit anderen männlichen Erziehungskräften zu diskutieren. Die Treffen der Regionalgruppe dienen der fachlichen Qualifizierung, sind Ideenbörse für die praktische Arbeit und informieren über aktuelle Entwicklungen. IKG

Die nächste Zusammenkunft der Gruppe ist am 5. Oktober in der Zeit von 14 bis 17 Uhr in Haus Villigst. Ansprechpartner sind Jürgen Haas, Telefon (0 23 04) 7 55-3 75, und Sabine Prott, Telefon (02 51) 2 70 92 40. Teilnehmen können männliche Fachkräfte aus evangelischen Tageseinrichtungen. Eine Anmeldung ist erforderlich.