Es ist ein wahrer Prunkbau: Die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix in Yamoussoukro, Hauptstadt der Elfenbeinküste, erinnert an den Petersdom in Rom. Trotzdem hält sich die Popularität in Grenzen.
Eine katholische Kirche der Superlative steht ausgerechnet in der Elfenbeinküste. Die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix in Yamoussoukro, offiziell Hauptstadt des von Armut betroffenen westafrikanischen Landes, ist mit 158 Metern höher als der Petersdom, verfügt über 7.400 Quadratmeter Buntglasfenster. Auf dem riesigen Gelände rund um das Gebäude sollen 400.000 Bäume, Hecken, Sträucher und Blumen gepflanzt worden sein. Vorbild waren – natürlich – die Gärten von Versailles.
Selbstverständlich musste ein solcher Bau gebührend eingeweiht werden. Das übernahm am 10. September 1990 Papst Johannes Paul II. höchstpersönlich. Doch seitdem macht die Basilika – der libanesische Architekt Pierre Fakhoury lehnte sie stark an den Petersdom an – vor allem deshalb Schlagzeilen, weil sich Katholiken in Yamoussoukro auch mehr als 34 Jahre später kaum mit ihr identifizieren.
Denn mit ihrem Bau setzte sich vor allem der erste Präsident Felix Houphouet-Boigny (1905-1993) – die Elfenbeinküste wurde 1960 von Frankreich unabhängig – ein Denkmal. In der Basilika hat er einen Ehrenplatz. Gleich in der ersten Reihe vor dem Altar erinnert eine Plakette an den Kirchenstifter. Er sorgte 1983 auch dafür, dass seine Heimatstadt Yamoussoukro zur Hauptstadt wurde. Pulsierendes und teures Wirtschafts- und kulturelles Zentrum ist allerdings weiterhin Abidjan.
In Yamoussoukro wollte Houphouet-Boigny mit dem prunkvollen Kirchengebäude allerdings auch dem Vatikan ein persönliches Geschenk machen. Nur gut drei Jahre Bauzeit waren nötig, bis die Kirche im September 1989 fertiggestellt war. Und noch ein weiteres Jahr musste der Präsident warten, bis der Papst zur Einweihung kam.
Der großzügige bis verschwenderische Bau steht in krassem Kontrast zu seiner Umgebung: Die Elfenbeinküste gilt zwar als die größte Volkswirtschaft im frankophonen Westafrika und zieht Arbeitsmigranten aus der ganze Regionen an. Dennoch leben rund 40 Prozent der etwa 29 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze; die Zahl sinkt nur langsam; nicht einmal jeder fünfte Ivorer ist Katholik.
Lange Zeit hieß es, dass die Basilika, die über 7.000 Sitz- und 11.000 Stehplätze verfügt, nur ein einziges Mal voll gewesen sein soll: vor 34 Jahren, am Tag der Weihe. Ivorischen Medienberichten zufolge lockt sie stattdessen aber Pilger aus der ganzen Region an.
An regulären Tagen ist die Zahl der Besucher freilich überschaubar. Notre-Dame-de-la-Paix ist keine Kathedrale, also keine Bischofskirche. In einer Broschüre über das Bauwerk heißt es, dass täglich zwischen 700 und 1.000 Menschen kämen. Ivorer zahlen umgerechnet 1,50 Euro Eintritt, Ausländer doppelt so viel. Nachzulesen ist das auch auf der Homepage. Eins sucht man dort allerdings vergeblich: Informationen über Gottesdienste.
Führungen werden hingegen angeboten. Unter anderem wird den Gästen ein spezieller Raum unterhalb des Altars gezeigt. Von dort werden die Einstellungen der Klimaanlage geregelt – eine absolute Ausnahme in einer westafrikanischen Kirche. Mit einem großen Mischpult sorgen Mitarbeiter während der Messfeier zudem für den richtigen Sound. Die Musik kommt aus der Konserve. Fröhliche und stimmgewaltige Gesänge, die sonst so typisch für afrikanische Gottesdienste sind, gibt es nicht.
Prunkstück ist die riesige Kuppel, die mit zwei Aufzügen erreicht werden kann. Am Eingang der Kuppel dokumentieren Fotos die Bauphase. Dort ist auch eine Zeichnung zu sehen. Sie dokumentiert, dass die Basilika noch höher ist als der Petersdom in Rom – wenn man das Kreuz auf der Kuppel hinzurechnet. Höher, größer, weiter: Die Basilika von Yamoussoukro soll beeindrucken und Ehrfurcht erwecken.
Als Präsident Houphouet-Boigny, der 33 Jahre lang an der Macht war, die Kirche erbauen ließ, hatte sie noch eine andere Funktion. Sie sollte ein Fingerzeig an den Westen sein: Was Europa kann, können wir auch. Heute steht sie eher da wie ein Fremdkörper.
Finanziert wurde der schätzungsweise 300 Millionen US-Dollar teure Bau vor allem aus der Staatskasse, obwohl der Präsident mehrfach beteuert hatte, er habe alles aus seinem Privatvermögen bezahlt. Nach der Fertigstellung erhielt Houphouet-Boigny daher die Auflage, als Kompensation gleich nebenan ein Krankenhaus zu errichten. Es dauerte fast ein Vierteljahrhundert, bis es am 14. Januar 2015 schließlich eröffnet wurde – viel länger als die Riesenkirche.