Predigttext: Lukas 14, (15)16-24 (in Auswahl):
16 Jesus sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! 18 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. (…) 21 (…) Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. 22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. 24 Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.
Sie planen ein großes Fest und laden dazu Menschen ein, die Ihnen wichtig sind und am Herzen liegen. Sie freuen sich auf sie. Und dann hagelt es Absagen mit Begründungen, die Sie nachvollziehen können. Manche sind darunter, die nicht ganz ehrlich klingen. Sie sind enttäuscht, fühlen sich persönlich gekränkt: Bin ich meinen Gästen vielleicht doch nicht so wichtig?
Was ist jetzt wirklich wichtig?
Perspektivwechsel: Sie gehören zu den auserwählten Eingeladenen, müssen aber absagen: Urlaub gebucht, andere Einladung angenommen, krank, dienstlich wichtiger Termin, eine Ausrede. Sie haben ein schlechtes Gewissen, geraten in einen Entscheidungskonflikt, fühlen sich hin- und hergerissen: Was tun? Was ist jetzt wirklich wichtig?
Der Hausherr als Gastgeber und Einlader zum großen Abendmahl in unserem Gleichnis ist in einer ähnlichen Situation. Aus gutem Grund sagen die geladenen Gäste allesamt ab. Es gibt Wichtigeres zu tun als auf das große Fest zu gehen. Der Hausherr ist sauer. Zu Recht. Können die Geschäfte und die Frau nicht noch warten? Sind ihnen der Gastgeber und seine Einladung wirklich wichtig? Soll er das Fest nun absagen? Nein! Flugs lädt er die Armen und Kranken der Stadt ein und füllt den Festsaal schließlich mit Landstreichern und Fremden außerhalb der Stadtmauern. Ungewöhnlich! Es zählt allein: Das Festmahl soll stattfinden, jetzt, heute, ohne Wenn und Aber, und alle sind geladen, unabhängig von Rasse, Klasse, Herkunft, Geschlecht. Der Hausherr, Gott, macht da keinen Unterschied mehr. Ein starkes Stück!
Ehrlich gesagt: Wenn ich in der Situation wäre, ich würde wohl nicht so schnell Alkoholiker, Nichtsesshafte, Flüchtlinge, Fremde, vielleicht auch zwielichtige Gestalten so mir nichts dir nichts auf meine Party einladen. Ich würde wahrscheinlich eher schmollen und langjährige Freundschaften infrage stellen.
Gott ist anders. Einmal abgesehen davon, dass der Hausherr zunächst die Oberschicht zu bevorzugen scheint und nun die Untersten auf der gesellschaftlichen Leiter scheinbar quasi als Lückenbüßer herhalten müssen – Gott schaut nicht (mehr) auf die Person und den Status, sagt nicht grollend sein Festmahl ab. Er findet eine pragmatische Lösung, macht aus der Not eine Tugend: Er nimmt sich und das große Abendmahl ernst, denn jetzt ist die Stunde der Wahrheit, jetzt die Stunde der Entscheidung. Vielen soll die Wohltat des Gastmahls zuteilwerden: Die Stärkung an Leib, Seele und Geist – so wie es der Wochenspruch ausdrückt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“(Matthäus 11, 28). Darauf kommt es an. Das ist jetzt wichtig. Gott will eine klare Entscheidung, kein „Jein“ oder „vielleicht“ oder „mal sehen“ oder „kommt drauf an“ oder „im Prinzip ja, aber…“. Sondern ein klares „Ja“.
Gott will mein eindeutiges Ja
Letztlich geht es um die Frage: Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Wo will ich, gemessen an den Zehn Geboten und dem Doppelgebot der Liebe, Prioritäten setzen? Wo braucht es eine klare, engagierte, beherzte Entscheidung? Gott will mein klares und eindeutiges, mein ehrliches Ja. Ich bin eingeladen, Menschen mit den Augen der Liebe zu sehen, Ihnen von Herzen zu verzeihen, mich für Menschen in Not durch Parteinahme, Inschutznahme, Spenden und tatkräftiges Anpacken einzusetzen, meinen Lebensstil zu überprüfen und zu ändern, die Liebe zur Schöpfung zu leben, aufrichtig und ehrlich durchs Leben zu gehen und meine Stimme da zu erheben, wo’s unbequem wird. Meditation mag dabei helfen, Klarheit über fällige Entscheidungen zu gewinnen. Gott will dein Ja.