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Gleiche Bedingungen für alle

Die ab 2020 geplante „generalistische Pflegeausbildung“ bietet Chancen nicht nur für die Schülerinnen und Schüler. In puncto Finanzierung aber sind noch Fragen offen

BIELEFELD – Um dem Personalmangel in der Pflege zu begegnen, sind auch Maßnahmen in der Ausbildung geplant. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen die Pflegeschulen 5000 zusätzliche Plätze für Fort- und Weiterbildungen bereitstellen, um Menschen, die aus dem Beruf ausgeschieden sind, zurückzugewinnen. Außerdem soll die Zahl der Auszubildenden in den kommenden vier Jahren um zehn Prozent gesteigert werden. Dabei allerdings gibt es doch viele offene Fragen.  

Ein Problempunkt ist die Finanzierung – auch vor dem Hintergrund der geplanten Zusammenführug der Ausbildung für Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege, die ab 2020 starten soll Danach können die Schulen die bisher getrennten Ausbildungswege nur noch maximal sechs Jahre parallel anbieten. Die Zusammenführung der Ausbildung soll die Pflege insgesamt attraktiver machen, weil sie den Wechsel zwischen den einzelnen Arbeitsfeldern erleichtert.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) dafür finanzielle Unterstützung für Pflegeschulen gefordert. „Wir wünschen uns eine Art Innovationsfinanzierung, denn der große Umstellungsprozess für die Schulen ist nicht zum Nulltarif zu haben“, sagte die Diakonie-Pflegeexpertin Heidemarie Rotschopf damals  in Düsseldorf. Die Pflegeschulen stünden vor einer „Herkulesaufgabe“, denn sie müssten innerhalb von nur anderthalb Jahren einen völlig neuen Lehrplan mit 2100 Stunden Theorie und 2500 Stunden Praxis gestalten. Im Dezember nun gab das Land NRW bekannt, für die Vorbereitung auf die „generalistische Pflegeausbildung“ rund 250 000 Euro für die Information, Schulung und Beratung der Pflegeschulen zur Verfügung zu stellen.

Unzufriedenheit herrscht jedoch weiterhin über die nach Ansicht der Träger der Schulen zu geringe Unterstützung der Länder zu der Ausbildung. Zwar hat NRW in diesem Jahr nach langem Drängen den Zuschuss für Altenpflegeschulen pro Monat und Schüler von 280 auf 380 Euro erhöht, das aber sei nur ein „Trostpflaster“, sagte Rotschopf jetzt im Gespräch mit UK. Ab 2020, wenn die Ausbildungsreform greift, gehen wir von „deutlich höheren Zahlen aus“, so die Pflegeexpertin. Zur Zeit werde darüber verhandelt.

Noch geringer als in NRW sind die Landeszuschüsse etwa im Saarland. Hier zahlt das Land nur 230 Euro pro Schülerin und Schüler pro Monat. Auch hier gibt es Klagen über den zu hohen Eigenanteil der Träger. Mit der Veränderung der Ausbildung besteht auch im Saarland neuer Regelungsbedarf.

Dass Altenpflegeschulen mit einer besseren finanziellen Ausstattung schon jetzt mehr Frauen und Männer ausbilden könnten, darauf verweist Ursula Kocs, die Leiterin des Fachseminars für Altenpflege der Diakonie Stiftung Salem in Minden. Es gebe eine Warteliste von Interessierten. Das Problem liegt laut Kocs aber darin, dass die Schule trotz der mittlerweile 380 Euro vom Land Geld zuschießen müsse – und zwar auch für die Schülerinnen und Schüler, die nicht in Einrichtungen der Diakonie beschäftigt seien, sondern etwa bei privaten Trägern. Dafür noch mehr Defizite in Kauf zu nehmen, sei nicht vertretbar.

Kocs beklagt auch die aktuell noch geltende Höherbewertung der Kranken- gegenüber der Altenpflege. Dafür nämlich erhalte jede Schule vom Land NRW 480 Euro pro Monat und Schüler. Die neue Pflegeausbildung könne da für mehr Gleichbehandlung sorgen. Kocs setzt darauf, „dass alle Pflegeschulen zusammenstehen“ und ihre Interessen gemeinschaftlich vertreten, da ja dann für alle die gleichen Bedingungen gelten – egal ob in der Alten-, Kranken- oder Kinderkrankenpflege.