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Gewalt im Namen von Religion verurteilt

Erster Besuch eines katholischen Kirchenoberhaupts auf Arabischer Halbinsel

Abu Dhabi – Papst Franziskus hat auf der ersten Reise eines katholischen Kirchenoberhaupts auf die Arabische Halbinsel Gewalt im Namen von Religionen verurteilt. „Es gibt keine Gewalt, die religiös gerechtfertigt werden kann“, sagte er bei einem interreligiösen Treffen in Abu Dhabi. Es sei eine gravierende Entweihung des Namens Gottes, diesen zur Rechtfertigung von Hass und Gewalt zu missbrauchen.
„Krieg schafft nichts als Elend, Waffen nichts als Tod“, sagte der Papst bei dem Treffen unter Anspielung auf die Beteiligung der Vereinigten Arabischen Emirate am Bündnis im Kampf gegen Huthi-Rebellen im Jemen, der zur größten humanitären Krise weltweit geführt hat. In Anwesenheit des Großimams der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Mohammad al-Tayyeb, betonte der Papst, die Brüderlichkeit aller Menschen verlange von Religionsvertretern, jegliche Form der Billigung von Krieg zurückzuweisen.
Alle Menschen verfügten über die gleiche Würde, niemand dürfe „Herr oder Sklave anderer sein“, sagte Franziskus unter Anspielung auf die Christen, die als Gastarbeiter in den Vereinigten Arabischen Emiraten leben. Man könne Gott nicht ehren, ohne die Heiligkeit jedes Menschen zu bewahren, sagte er hinsichtlich der Einschränkung der Menschenrechte in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Al-Tayyeb machte bei dem Treffen mangelnde Religiosität für Krisensituationen der modernen Welt verantwortlich. An Muslime im Land appellierte er, Christen weiterhin zu „umarmen“. Christen seien Teil der Nation, sie seien keine Minderheit, sondern Bürger mit allen Rechten und Pflichten. In den Vereinigten Arabischen Emiraten leben etwa eine Million Christen, zumeist Gastarbeiter aus Indien und den Philippinen.
Zuvor war Franziskus in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, mit Kronprinz Mohammed bin Said al Nahjan zusammengetroffen und hatte eine Moschee besucht. Nach einem Empfang mit militärischen Ehren vor dem Präsidentenpalast zogen führten beide ein privates Gespräch. Der Scheich, ein Bruder des derzeitigen Herrschers in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Chalifa bin Said al Nahjan, steht an erster Stelle der Nachfolge für das Präsidentenamt. epd/UK