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“Gewalt ausstellen”: NS-Besatzung in Europa als Thema im Museum

Nazi-Deutschland herrschte auf dem Höhepunkt seiner Macht über fast ganz Europa. Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zeigt, auf welche Weise etwa Frankreich damit umging – und warum das bis heute wichtig ist.

Mit “Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948” zeichnet das Deutsche Historische Museum erstmals die Geschichte der Besatzungszeit anhand früher Ausstellungen in London, Paris, Warschau, Liberec und Bergen-Belsen nach. Sie begannen teilweise Anfang Mai 1945, noch bevor der Krieg überall in Europa zu Ende war. Gezeigt werden Fotos, Zeitzeugen-Videos, Dokumente und Objekte.

Demnach ist die Erinnerung an die NS-Besatzungszeit in den betroffenen europäischen Ländern bis heute “sehr lebendig”, sagte der Präsident des Deutschen Historischen Museums, Raphael Gross, am Mittwoch in Berlin mit Blick auf die neue Schau. Hierzulande sei sie dagegen “lückenhaft oder gar nicht mehr vorhanden”. Durch die jetzt konzipierte Schau wolle man versuchen, “das Entsetzen zu verstehen, das bis heute einen ganzen Kontinent prägt”.

Die NS-Besatzung in Europa und der Versuch ihrer Aufarbeitung in damaligen Ausstellungen sei damals ein breites europäisches Phänomen gewesen, das hierzulande “nahezu unbekannt ist”, erklärte Gross weiter.

Die Schau, die am Freitag im Deutschen Historischen Museum eröffnet wird, wurde in Kooperation mit dem geplanten Dokumentationszentrum “Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzung in Europa” (ZWBE) konzipiert. Gross forderte die neue Bundesregierung auf, dessen Finanzierung zu sichern.

Gerade angesichts der aktuellen geopolitischen Lage sei ein solches Zentrum wichtig: “Europa muss eine gemeinsame Zukunft suchen”, so der DHM-Präsident. Dafür sei eine gemeinsame Erinnerung unerlässlich. Bisher gebe es keinen solchen Ort in Deutschland, an dem die Gesamtheit der deutschen Verbrechen in ihrer europäischen Bedeutung deutlich werde.