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“Gesundes-Herz-Gesetz” vom Bundeskabinett verabschiedet

Jedes Jahr sterben mehr als 350.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Ein neues Gesetz soll mehr Prävention bringen – auch mit Medikamenten in jungen Jahren.

Ein neues Gesetz soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen
Ein neues Gesetz soll Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugenImago / Panthermedia

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will per Gesetz die Herzgesundheit der Deutschen besser schützen. Den entsprechend Entwurf hat das Bundeskabinett beschlossen. “Deutschland hat hier ein Problem – zu viele Herztote. Dafür sollten wir alle unseren Lebenswandel anpassen, uns mehr bewegen und bewusster ernähren“, erklärte der Minister nach dem Kabinettsbeschluss. Ebenso wichtig sei es, vererbte Risikofaktoren früher zu erkennen und besser zu bekämpfen.

Der Minister plant regelmäßige Check-ups auf Risikofaktoren im Alter von 25, 40 und 50 Jahren und zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen im Kinder- und Jugendalter. Hierbei geht es insbesondere um erblich bedingte Fettstoffwechselerkrankungen. Dazu gehört eine höhere Teilnahmequote an der Jugendgesundheitsuntersuchung J1. Auch medikamentöse Therapien, unter anderem mit Lipidsenkern bei Fettstoffwechselstörungen, sollen früher beginnen und öfter zum Einsatz kommen. Hierzu plant der Minister einen gesetzlichen Anspruch auf solche Lipidsenker.

Apotheken sollen in die Beratung zur Prävention eingebunden werden

Darüber hinaus sollen Apotheken verstärkt in die Beratung zur Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und tabakassoziierten Erkrankungen eingebunden werden. Und der Anspruch auf eine medikamentöse Therapie zur Tabakentwöhnung soll ausgeweitet werden. Er wäre dann künftig nicht nur auf eine “schwere Tabakabhängigkeit” beschränkt und werde häufiger als alle drei Jahre finanziert. Die Kosten für die Maßnahmen sollen die Kassen übernehmen.

Für seine Vorschläge erntet der Minister weiterhin Kritik von Krankenkassen und Medizinern, insbesondere für den Ansatz, bereits Kindern und Jugendlichen Cholesterin- und Lipidsenker zu verschreiben. Dies käme einer Zweckentfremdung von Präventionsmitteln gleich und es fehle die wissenschaftliche Evidenz für die Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme.

Deutschland hat Nachholbedarf bei der Herzgesundheit

Der AOK-Bundesverband bekräftigte, dass das flächendeckende Screening von Kindern und Jugendlichen zur Früherkennung von Fettstoffwechselstörungen schlicht nicht sinnvoll und viel zu teuer sei. “Der Nutzen eines solchen allgemeinen Screenings ist nicht belegbar”, sagte die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann. Grundsätzlich sehen insbesondere Ärzte auch den Vorschlag kritisch, Apotheken verstärkt in die Früherkennung einzubeziehen. Die Union forderte zuletzt einen Stopp des Gesetzes.

Unstrittig ist aber unter Kassen und Medizinern, dass die Bundesrepublik Nachholbedarf bei der Herzgesundheit hat. So sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit rund 350.000 Fällen weiterhin Todesursache Nummer eins in Deutschland.