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Gespräch unter Brüdern

Papst Franziskus und EKD-Chef Bedford-Strohm warnen vor Mauern in Europa. Die verzweifelte Lage der Flüchtlinge und das 500. Reformationsjubiläum waren Themen des Gesprächs

privat

Rom – Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist in Rom von Papst Franziskus empfangen worden. Bei dem Gespräch stand die Flüchtlingskrise im Mittelpunkt. Er sei sich mit dem Papst einig, dass Europa sich nicht abschotten dürfe gegen Menschen in Not, sagte Bedford-Strohm nach dem Treffen. Wenn Europa seine christliche Tradition ernst nehmen wolle, müssten alle Länder gemeinsam und solidarisch die Aufnahme von Flüchtlingen sicherstellen.
Es sei falsch, Mauern durch den Kontinent zu ziehen, sagte Bedford-Strohm: „Wir wollen als Kirchen gemeinsam wirken, damit das Wort ‚christlich‘ auch wirklich gelebt wird.“ Er habe dem Papst für dessen klare Worte gedankt, die er zuvor auf der Insel Lesbos zur Situation der Flüchtlinge gefunden habe.
Die persönliche Begegnung des EKD-Ratsvorsitzenden mit dem Papst fand im Gästehaus Santa Marta statt, wo Franziskus wohnt. An dem Gespräch nahm auch der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper teil. Es war das erste Zusammentreffen der beiden Kirchenführer. Es sei von „großer Herzlichkeit und spontaner Nähe“ geprägt gewesen, schrieb der EKD-Ratschef im Anschluss auf seiner Facebook-Seite. Die Begegnung, bei der Franziskus zeitweise auch Deutsch gesprochen habe, bezeichnete er als herzlich, unkompliziert und frei von jeder Rangordnung. „Wir sind uns begegnet, wie sich Brüder begegnen.“
Bedford-Strohm sprach mit Papst Franziskus auch über das bevorstehende Reformationsjubiläum. Der Plan, das Jahr 2017 als Christusfest in ökumenischer Perspektive zu feiern, sei bei dem Oberhaupt der Katholiken auf Zustimmung gestoßen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Bedford-Strohm nannte es ein „starkes ökumenisches Zeichen“, dass der Papst bereits am Reformationstag des laufenden Jahres im schwedischen Lund einen Versöhnungsgottesdienst mit dem Lutherischen Weltbund feiern werde.  Erstmals in der Geschichte begingen die Spitzen beider Konfessionen diesen Tag mit einem gemeinsamen Gottesdienst. Wann das Ziel der kirchlichen Einheit erreicht sei, könne niemand sagen. Franziskus habe aber deutlich gemacht: „Wir sind gemeinsam auf dem Weg.“
Am 31. Oktober soll zur gleichen Zeit in Berlin offiziell das Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum eröffnet werden. „Wir werden von Berlin mit Freude nach Lund winken“, sagte Bedford-Strohm. Derzeit gebe es aber keine Planungen für einen Deutschlandbesuch des Papstes 2017 rund um den 500. Jahrestag des Thesenanschlags durch den Reformator Martin Luther in Wittenberg.
Für März 2017 plant der EKD-Ratsvorsitzende in Hildesheim einen gemeinsamen Gottesdienst mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Dabei soll an die Wunden erinnert werden, die der Streit der Konfessionen geschlagen hat. „Es gibt 2017 viele Gelegenheiten, um zu zeigen, dass es nicht um konfessionelle Selbstprofilierung geht“, sagte Bedford-Strohm. epd/KNA