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Gerhard Ludwig Müller (77) – Rechtsverteidiger der Kirche

Gerhard Ludwig Müller (77) war von 2012 bis 2017 Leiter (Präfekt) der Glaubenskongregation und damit der ältesten zentralen Kurienbehörde im Vatikan. Der aus Mainz stammende Theologe promovierte und habilitierte sich bei dem späteren Mainzer Kardinal Karl Lehmann. Ab 1986 lehrte Müller in München Dogmatik und verfasste ein Standardwerk über diese theologische Disziplin.

Von 2002 bis 2012 war Müller Bischof von Regensburg – und trug in dieser Zeit einige disziplinarische Konflikte in seiner Diözese aus. Der Theologenpapst Benedikt XVI. holte den konservativen und streitbaren Dogmatiker 2012 nach Rom; 2014 machte Papst Franziskus ihn zum Kardinal – als einzigen Deutschen seiner Amtszeit.

Müller ist auch ein Kenner der Kirche und Theologie Lateinamerikas. Doch der wirbelwillige Dribbler Franziskus und der Rechtsverteidiger Müller waren kein Dream-Team. Mit Franziskus gab es mehrfach Meinungsverschiedenheiten in moraltheologischen Fragen, etwa in der Frage des Umgangs der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. 2017 verlängerte der Papst dem Präfekten nicht die fünfjährige Amtszeit.

Dadurch blieb Müller genügend Zeit, Interviews und theologische Gastbeiträge zu platzieren, die ihm das Label eines “Franziskus-Kritikers” eintrugen. So sprach er etwa nach dem Tod des Papstes öffentlich von einem Abschluss einer Episode in der Geschichte – und also einem anstehenden Beginn von etwas Neuem.

Für die Wahl des neuen Papstes könnte das den 77-Jährigen höchstens für das Spektrum der theologischen “Konservativen” interessant machen. Das könnten zum Beispiel die Nordamerikaner sein und Teile der vatikanischen Kurie. Eine Zweidrittelmehrheit sieht aber aller Wahrscheinlichkeit nach anders aus.